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Fribourg mit Kindern

Einen Katzensprung von Bern entfernt findet man eine Stadt mit welschem Flair und einer Menge Möglichkeiten für die ganze Familie.
9 Apr 2021
Bilder — Bruna und Yvo Casagrande

Um den Charme der Freiburger Alt- und Unterstadt zu entdecken, muss man sich etwas Zeit nehmen. Ein Frühlings- oder Sommertag ist dafür perfekt. Allenfalls vorher noch schnell eine Karte der Tour aufs Handy laden, aber dann: Auf gehts!

Fribourgs Tinguely-Brunnen

Nach der Ankunft am Bahnhof gehts gleich links. Bereits nach wenigen Minuten taucht ein grosser Betonbau auf: das Theater Equilibre. Dahinter versteckt sich eine Wiese mit Spielplatz und ein Brunnen des Künstlers Jean Tinguely, der in Freiburg aufgewachsen ist. Der Künstler widmete den Brunnen dem Formel-1 Fahrer und seinem Freiburger Freund Jo Siffert. Die Wasserfontänen sollen angeblich an die Champagnerdusche erinnern, die Siffert nach einem seiner Siege «erfunden» haben soll.

Einkaufen in der Altstadt

Nach dem kleinen Abstecher zum Brunnen führt der Spaziergang weiter Richtung Altstadt. Vorbei am Python-Platz, die Lausannegasse hinab. Hier gibts einige schöne Läden und Boutiquen. Ganz besonders lohnt sich ein Besuch in der Bottega Ethica. Hier findet man schöne Holzspielsachen für die Kleinen, aber auch Schmuck und Kleidung für die Grossen. Das Sortiment ist zwar nicht ganz günstig, dafür ist alles biologisch und ethisch korrekt.

Auch schön und etwas günstiger: Der kleine Laden Dede et Charlotte, der jede Menge Krimskrams, Geschenkartikel und Spielsachen im Angebot hat.

Unser Bummel durch Freiburg führt weiter die Stadt hinunter, vorbei am Rathaus. Am Samstag herrscht auf dem Rathausplatz und in der Reichengasse jeweils bis zur Mittagszeit geschäftiges Markttreiben. Auf dem Wochenmarkt gibts neben Gemüse, Früchten und Blumen auch regionale Spezialitäten wie frische Cuchaule, ein süsses Safrangebäck.

An der Reichengasse liegt auch ein Laden, der ganz ohne Verpackungen auskommt: Atout Vrac – was übersetzt etwa «unverpackt ist Trumpf» bedeutet – verkauft vor allem regionale Lebensmittel, Reinigungsprodukte und Hygieneartikel ganz ohne Plastikverpackung. Für einen Einkauf in diesem Geschäft nimmt man also am besten ein, zwei leere Einmachgläser mit.

Wichtiger Hinweis von unserer Leserin Barbara: Montags sind die meisten Läden in der Altstadt geschlossen.

Die Aussicht geniessen

Am Ende der Reichengasse liegt der berühmt-berüchtigte Stalden: ein ziemlich steiles Strässchen, das in die Unterstadt führt. Vor dem Abstieg ist jetzt der perfekte Moment für eine kleine Pause auf der Terrasse des Belvedère: Das Lokal in den uralten Gemäuern der Stadt hat zwar den Charme einer Studentenbude, von der grossen Terrasse aus geniesst man aber einen atemberaubenden Blick über die Basse Ville, die Unterstadt. Jeden ersten und dritten Sonntag gibt es im Belvedère ein reichhaltiges Brunchbuffet mit Spezialitäten aus der Region.

Den Charme der Unterstadt entdecken

Den Stalden hinab in die Unterstadt ist mit einem Kinderwagen zwar nicht die leichteste Übung – aber durchaus machbar. Dieser untere Teil der Stadt gehörte früher der deutschsprachigen Arbeiterschicht. So ist der für dieses Quartier typische Bolzendialekt entstanden – ein Mix aus Deutsch und Französisch, den man ganz selten auch heute noch hört.

Auf dem Place du Petit Saint Jean – das Herzstück dieses Quartiers – findet jeden ersten Samstag im Monat ein Flohmarkt statt, Le Marché aux puces. Hier gibt es Antiquitäten, Kleider, Taschen, Möbel und vieles mehr zu entdecken. Hinter dem Platz versteckt sich in eine grüne Oase mit einem Spielplatz, einem Fussballplatz und einem kleinen Strand, der zum Picknicken oder auch zum Baden in der Saane einlädt.

Durch die Neustadt zum Funiculaire

Über die Pont du Milieu und die Pont St. Jean gelangt man in die Neustadt. Auf dem Weg kommt man am Le Port vorbei, ein Restaurant mit einem Urban-Gardening-Projekt des Quartiers, wo Kinder spielen und die Eltern käfelen. Ein kleines, alternatives Lokal für die ganze Familie. Unbedingt den selbstgemachten Kuchen probieren!

Nach einer kurzen Pause verlassen wir den unteren Teil der Stadt und nehmen den Aufstieg Richtung Bahnhof in Angriff – und zwar ganz bequem mit dem alten Funiculaire. Dieses fährt direkt von der Neustadt hinauf zum Place Python. Nasenrümpfen inklusive: Das Funi wird auch heute noch mit Abwasser betrieben. So lässt der Besucher die Stadt hinter und unter sich. Und weil nach diesem Tag allen klar ist, dass Fribourg durchaus einen Abstecher Wert ist, heisst es bestimmt: Au Revoir, Fribourg!

* Yolanda Wittwer ist Journalistin und Moderatorin. Die Bernerin wohnt und arbeitet seit mehreren Jahren in Freiburg. Als Mutter einer Tochter hat sie die Stadt nochmal neu kennen und lieben gelernt.