Die harte Wahrheit vorneweg: Wer seinen ökologischen Fussabdruck im Bereich der Kleidung reduzieren will, sollte möglichst wenige neue Kleider kaufen. Denn selbst der beste Hersteller verbraucht Ressourcen, um ein neues Stück herzustellen. Die herkömmliche Produktion einer Jeans beispielsweise erfordert 8’000 Liter Wasser. Wow!
Die Grundregeln für eine langlebige Garderobe kennen wir ja: Basics auswählen, die sich gut kombinieren lassen, sich hochwertige Qualität leisten und gewisse Trends einfach mal vorbeiziehen lassen, ohne mitzumachen. Nichtsdestotrotz gehen Kleider auch mal kaputt, unser Körper nimmt neue Formen an, die Kinder wachsen, unser Stil verändert sich. Dann empfehlen wir Folgendes:
1. Im eigenen Schrank shoppen
Nix zum Anziehen trotz vollem Schrank? Die günstigste (weil gratis) und nachhaltigste Lösung ist es, im «eigenen Schrank zu shoppen». Also alle Kleider rausnehmen und neue Kombinationen überlegen. Das geht auch gut mit Freundinnen oder Freunden, die noch einen anderen Blickwinkel reinbringen. Oder mit einem Profi wie z.B. Petra Staffelbach von stylesessions, die Kleiderschrankberatungen zuhause anbietet. Ziemlich sicher resultieren daraus ein paar neue Outfits aus bereits Vorhandenem. Damit die Kombinationen nicht sofort wieder vergessen gehen, schnell anprobieren, fotografieren und auf dem Handy ein Album mit den Fotos anlegen. So ist die Inspiration stets griffbereit.
2. Aus der Not eine Tugend machen
Kleider zu flicken ist mit dem Aufschwung von Fast Fashion aus der Mode gekommen. Auch wir haben uns schon oft überlegt, ob wir 40 Minuten ins Flicken einer Kinderhose investieren sollen, oder vielleicht doch die neue Jeans im Grossverteiler für 14 Franken kaufen. Zum bewussteren Konsum gehört, zu reparieren, was noch zu retten ist. Glücklicherweise gibt es immer mehr Angebote, die das vereinfachen:
3. Ein zweites Leben schenken
A propos Secondhandkleider: Die kommen immer mehr weg vom leicht muffigen Image, das ihnen lange anhaftete. Zu kaufen, was sich bereits im Kreislauf befindet, schont Ressourcen. Wir selber greifen oft auf secondhand-Stücke zurück, für uns ebenso wie für unsere Kinder (siehe auch: Börsengang: Unsere liebsten Secondhand-Läden für Kinderkleider). Unsere besten Teile haben wir hier gefunden:
Auch gut, weil oft noch günstiger als im Shop und erst noch im Freundeskreis: einen «Kleiderkreisel» gründen. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in welcher wir untereinander schöne, aber nicht mehr geliebte Kleider an Freundinnen weiterverkaufen oder tauschen. Und von wegen Tauschen: Kleidertauschbörsen sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, nicht mehr Gewünschtes abzugeben und gegen was Passenderes zu tauschen. In Bern kennen wir Fairkleiden (nächste Termine in der Facebook-Gruppe), Walk-in Closet veranstaltet Kleidertauschbörsen in der ganzen Deutschschweiz.
4. Wenn kaufen, dann gut
Das Angebot an Fair Fashion wächst stetig, aber noch ist es immer deutlich schwieriger, fair statt fast zu kaufen. Gute Information ist darum Gold wert. Get changed! bietet umfangreiche Infos an zu nachhaltigen Läden und Brands. Grossartig: hier kann mit einer Karte nach Shops in der Nähe gesucht werden (in der Schweiz, Deutschland und Österreich!). In Bern sind unter anderem gelistet:
Dass aber auch grosse, bekannte Häuser und Brands teilweise recht gut abschneiden bezüglich ihrer Nachhaltigkeitsaspekte, wussten wir bis vor ganz kurzem auch nicht. Die App «Good on you» hat uns diesbezüglich aufgeklärt! Für über 2’200 Marken findet man hier ausführliche Erläuterungen, wo sie bezüglich Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und Tierschutz stehen. Auch sehr praktisch, wenn man etwas spezifisches sucht, Outdoorkleidung, beispielsweise.
5. Online-Shopping: Bewusst auswählen
Wusstet ihr, dass Zalando in der Schweiz jährlich 20 Millionen Pakete ausliefert? Und davon 10 Millionen wieder retourniert werden? Das Tragische daran: Ein Teil der Ware wird nach der Rücksendung direkt vernichtet – unvorstellbar, eigentlich! Hier ein interessanter Artikel zum Thema Onlineretouren. Wer also online einkauft, sollte sich wirklich bewusst entscheiden und nicht einfach Sachen zum Zuhause anprobieren bestellen. Wir haben selber durchmischte Erfahrungen gemacht mit dem Online-Kleiderkauf und versuchen, so viel wie möglich vor Ort einzukaufen. Empfehlen können wir:
6. Und wenn es schnell gehen und günstig sein muss?
Wir kennen es alle: Es ist halb sechs, die letzte hübsche Hose ist zerrissen oder die Regenjacke auf Nimmerwiedersehen verschwunden, und am nächsten Tag steht der Schulausflug oder der wichtige Termin bei der Arbeit an. Also rasch zu einem Grossisten, bei welchem man sicher ist, dass das Gesuchte auch in der richtigen Grösse vorhanden ist. Aber auch da kann man sich noch für eine etwas bessere Lösung entscheiden: C&A schneidet beispielsweise bei Good on you mit «Good» ab – wenn also mal rasch was her muss, besser dort kaufen als beim gegenüberliegenden Kleiderschweden («Good on you»-Verdikt: «It’s a start»). Auch Coop Naturaline wird von Get changed! empfohlen.
Welche Ideen oder Empfehlungen habt ihr noch? Wir freuen uns über eine gute Sammlung in den Kommentaren!