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Familienferien in der Schweiz: Oberland statt Orlando

Wer in den Sommerferien verreisen kann, muss nicht weit suchen. Denn das Gute liegt eigentlich ganz nah.
15 Mai 2020

Übernachten

Hotel Kurhaus Grimmialp: Der christliche Hintergrund dieses Hauses zuhinterst im Diemtigtal könnte die weniger bibelfesten Ausflügler unter uns vielleicht abschrecken. Das wäre jedoch schade! Denn das Haus ist wirklich, ernsthaft, echt kinderfreundlich und auch für bescheidenere Budgets erschwinglich. Die Zimmer und Aufenthaltsräume umweht ein Hauch von Skilagercharme, die Küche ist einfach und schmackhaft. Auch Ferienwohnungen werden vermietet. Grosse Vorzüge sind das Spielzimmer im Haus und der Spielplatz direkt vor der Haustüre: Die Kinder können frei herumtollen, da die nächste Strasse – abgesehen vom Zubringerweg – ein gutes Stück weit weg ist. Das Kurhaus liegt mitten in der schönsten Bergwelt, im Winter nah am Skilift, im Sommer direkt an verschiedenen Wander- und Erlebniswegen. Man kann Alpkäsereien besuchen, Bauernhöfe besichtigen oder den Bikepark Wiriehorn ausprobieren.
Kurhaus Grimmialp  

Hotel Handeck, Grimsel: Die Handeck ist das aus meiner Sicht perfekte Familienhotel: mit Spielplatz und einem hübschen Garten, Klettergarten, Trampolin, einem Spielzimmer neben dem Speisesaal, einem geheizten Aussenpool und der sehr feinen Küche werden hier Familien und Kinderlose gleichermassen begeistert. Das Kinderangebot ist ansprechend, aber nicht überladen, und das Hotel liegt inmitten der Grimselwelt mit ihrer ganz speziellen Ausstrahlung. Von hier aus gelangt man über eine Hängebrücke zu Fuss zur Gelmerbahn (siehe unten), und gleich nebenan verkauft eine Käserei feine Glace. Wenn die Kinder sich dann abends noch von den Alpschweinen verabschieden können, ist ihr Glück komplett. Preislich im höheren Segment.
Hotel Handeck

Hotel Regina, Mürren: Das autofreie Mürren ist kleiner und behäbiger als das vis-a-vis gelegene Wengen, aber nicht weniger charmant. Im ehrwürdigen Regina wird eine einfache, doch sorgfältige Gastfreundschaft gepflegt. Etagenbadezimmer, Reinigungsservice nach Bedarf und ein kleines Speiseangebot helfen, die Preise erschwinglich zu halten. Das Hotel richtet sich nicht ausdrücklich an Familien, Kinder sind aber willkommen und geniessen das weitläufige Haus. Das Regina eignet sich auch bestens für Anlässe. Von hier aus lohnt sich die kurze Bahnfahrt auf den Allmendhubel mit seinem Abenteuerspielplatz (mit Murmelitunneln und Käsen zum Rollen!) und der Bergbeiz.
Hotel Regina

Jugendherberge Leissigen: An bester Ausgangslage für Ausflüge in die Jungfrauregion, ins Kander- und ins Simmental liegt die ehemalige Ferienresidenz des Ovo-Erfinders Albert Wander. Die Jugi ist klein, urchig und sehr charmant. Am hauseigenen Kiesstrand des Chalets lässt es sich bestens planschen oder auf der Wiese eine Partie Pingpong spielen. Unbedingt früh buchen, dieses Bijou ist schnell voll! Bei unserem Besuch letztes Jahr war das Nachtessen leider nicht so toll, also am besten etwas Eigenes mitnehmen.
Jugi Leissigen

Unternehmen

Ballenberg: Obwohl eine Ikone im Schweizer Tourismusangebot, war ich bis weit in meine Dreissiger nie auf dem Ballenberg. Wie schade! Das direkt neben Brienz gelegene Freilichtmuseum ist so weitläufig, dass es verschiedene Eingänge mit eigenen Zufahrten braucht. Die uralten originalen Gebäude aus den verschiedenen Schweizer Regionen werden mit viel Aufwand gepflegt und sind mit antiken Gegenständen ausgestattet. Ergänzt wird die Szenerie durch Live-Darstellungen von Brauchtum und Handwerk, Tieren, Spielgelegenheiten und Restaurants. Einer unserer Buben half hier einmal mit, ein Pferd anzuschirren, und konnte dann zum Dank noch eine Runde auf der Kutsche mitfahren … Am besten gleich einen Zweitagespass kaufen, es gibt so viel zu sehen! Der Eintritt ist nicht ganz günstig, lohnt sich aber wirklich.
Ballenberg

Gelmerbahn: Auf der steilsten offenen Standseilbahn Europas werden auch die grössten Plappermäuler plötzlich ganz still – dieser Ausblick!  Wer sich aber hochwagt, wird mit einem stahlblauen Stausee belohnt, den man mit trittfesten Kindern (oder Kleinen in einer Trage) gut umwandern kann. Ganz hinten beim Flussdelta liegt ein wunderbares Plätzchen zum Picknicken, Stauen, Füsse erfrischen. In der Hochsaison unbedingt Tickets im Voraus buchen!
Gelmerbahn

Wasserspielplatz Gwunderwasser Diemtigtal: An diesem idyllisch gelegenen Ort weit hinten im Diemtigtal vertörlen sich Kinder stundenlang an den verschiedenen Kanälen, Wasserrädern, mit Staumauern und Sturzbächen. Entweder Picknick mitnehmen oder im nahe gelegenen Restaurant Tiermatti ein währschaftes Zmittag auf Strohballen geniessen. Gummistiefel nicht vergessen!
Wasserspielplatz Gwunderwasser

Blausee: Der im Kandertal gelegene Blausee war schon in unserer Kindheit ein beliebtes Ausflugsziel. Und obwohl er heute touristisch stark ausgebaut ist, hat der Ort immer noch etwas Magisches. Die Wasserfarbe, der verwunschene Wald ringsum und die tosende Kander hintendran – so stelle ich mir einen Märchenwald vor. Dass es jetzt auch einen Spielplatz, Brätlistellen und ein grosses Restaurant hat, macht das Ganze komfortabel. Und während ich als kleines Mädchen mit meinem Grossvater dort an der Ausfischet meinen ersten Fisch fing, bezieht man die vakuumierten Forellenfilets heute auf dem Heimweg im Shop.
Blausee

Seebergsee: Als ich diesen See in der Nähe von Zweisimmen mit meinem damals einjährigen Sohn besuchte, spielten zuerst zwei Leute Alphorn. Als wäre dies nicht genug, tauchte plötzlich eine Gruppe Jodler auf und gab einige Lieder zum Besten. Der blaue See, das Panorama, die Volksmusik: Das war fast zu viel, Kitsch-Schweiz aus dem Bilderbuch. Aber auch ohne musikalische Begleitung ist der kleine See einen Ausflug wert. Wer nicht zwei Stunden hinwandern mag oder kann, benötigt ein Auto, vom Parkplatz aus ists noch eine halbe Stunde (kleine Kinder am besten in einer Trage) bis zum idyllisch gelegenen Seelein, in dem man auch baden kann. In der Nähe sind zwei bewirtete Berghütten, beim See selber hats aber nichts, nur Gras zum drauf Rumliegen, Steine zum Erklettern, Enten und Fische zum Erspähen.
Seebergsee

Bilder: Eva Hefti; Pressebild Ballenberg, Sarah Pfäffli