Mein Mann und ich haben schon bevor wir Eltern wurden oft (meist freiwillig) mit kleinem Budget gelebt. Weil wir beide nicht Vollzeit arbeiten wollten, um Zeit für andere Projekte zu haben, um ein Studium zu finanzieren und und und. Seit zweienhalb Jahren sind wir jetzt zu dritt. Und weil ich mich entschlossen habe, mich in diesem Jahr endlich selbständig zu machen (mein Lebenstraum), wird es finanziell nochmals etwas knapper werden. Deshalb ist das Thema Budget bei uns gerade sehr hoch im Kurs.
Für mich hatte es schon immer einen spielerischen Faktor, mit wenig Geld zu haushalten. Als ich 20 war, fand ich es auch total ok, wenn das Geld neben Ausgang noch knapp für Bier von Denner und Spaghetti reichte. Heute sieht das anders aus. Ich lege viel Wert auf Nachhaltigkeit und fairen Handel. Meine Spartipps sind deshalb so ausgerichtet, dass sie auch dieses Bedürfnis decken. Sowieso decken sich viele Sparmöglichkeiten mit der Pyramide des nachhaltigen Konsums.
Das sind meine Spartipps:
Das weitaus Wichtigste! Ein detailliertes Budget erstellen und die Ausgaben unter die Lupe nehmen. Wir haben vor kurzem mit Hilfe einer Freundin ein Budget aufgestellt – das war die beste Entscheidung! Grosses Sparpotential hatten wir bei der Krankenkasse, der Hausratsversicherung und dem Internetabo. Ein Budget zu erstellen, schärft das Bewusstsein dafür, wieviel Geld mit dem Kauf von Kleinigkeiten (wie das Käfeli in der Stadt) flöten geht.
Gemüse direkt beim Bauern kaufen. Wir bestellen das Gemüse immer bei dem Biobauern aus dem Nachbarsdorf. Das Gemüse ist nicht nur günstiger als beim Grossverteiler, sondern auch viel frischer und hält dementsprechend länger.
Kleider tauschen oder secondhand kaufen. Und vor allem nur kaufen, was man wirklich braucht (das gilt sowieso in jedem Bereich). Klingt so logisch, ist aber so schwierig umzusetzen (Anmerkung der Redaktion: Hier haben wir kürzlich über nachhaltigen Kleiderkonsum geschrieben: In sechs Schritten zur guten Garderobe).
Mit der Familie in die Natur gehen! Es müssen nicht immer coole Events, der Museumsbesuch oder das Theater sein. Für kleine Kinder ist gerade der Wald ein Abenteuerparadies mit unendlichen Möglichkeiten (pädagogisch unglaublich wertvoll – darüber könnte ich ein Buch schreiben), und auf die Erwachsenen wirkt er beruhigend und stimmungsaufhellend. Das Tolle am Spielplatz Natur: Er ist gratis! Am besten nimmt man noch gleich ein paar andere Kinder bzw. Familien mit. Manchmal kommt man gar nicht mehr auf die Idee, in der Freizeit einfach mal an die Aare, den Gäbelbach (Geheimtipp) oder so zu gehen, ohne Programm oder Ziel.
Nimm Essen und Getränke mit, wenn du unterwegs bist, und triff dich mit Freunden statt zu Kafi und Zvieri im Beizli einfach auf der Picknickdecke (siehe Punkt 1). Ist auch viel entspannter.
Tauschen und ausleihen statt kaufen. Dass nicht jede/r eine eigene Bohrmaschine braucht, leuchtet ja zum Glück mittlerweile vielen ein. Aber teilen kann man ja auch einen Tragerucksack oder Schlitten. Und die Bilbiothek/Ludothek ist auch eine super Sache.
Nimm das Velo statt das Auto oder den Bus: das spart das Fitnessabo und das Benzin bzw. das Billett. Oder verzichte am besten gleich ganz auf ein Auto (weniger Kosten, weniger Ärger und besser für die Umwelt). Wie das auch auf dem Land funktioniert, testen wir aktuell gerade während dreier Monate.
Verzichte auf teure Kosmetik. Gerade Kinder brauchen lange gar nichts ausser Wasser & etwas Öl (Kokos, Jojoba oder so) für die Pflege und vielleicht noch eine Wundsalbe. Wenns mal besonders sein soll, kann man auch ein paar Margritli oder Malvenblüten ins Badewasser geben. Und für die Erwachsenen: einfach mal benutzen, was noch da ist (bei den meisten ist das ja mehr als genug) und dann nur noch Essentials einkaufen oder selber machen (z.B. das Kokos-Natron Deo).
Kein Spielzeug oder wenn, dann secondhand Spieldinge vom Kinderflohmarkt oder aus der Brockenstube. Das klingt vielleicht ein bisschen krass und ich selbst habe Mühe, mich bei all den schönen Holzspielsachen zurückzuhalten. Aber vor allem Kleinst- und Kleinkinder brauchen doch eigentlich kaum Spielzeug (darüber könnte ich auch ein Buch schreiben …). Unser Sohn spielt im Moment am liebsten mit verschiedenen Behältern, gesammelten Korkzapfen, Seidentüchern aus dem Brocki, Schleich- & Holztieren (die meisten secondhand), Baumnüssen, der Grillzange, einem alten Puppenwagen und einem Puzzle aus dem Brocki. Und statt einem instagrammablen Tipi hat er ein selbstgemachtes, bemaltes Kartonhaus, das er liebt. Grössere, sinnvolle Anschaffungen kann man sich dann als Sammelgeschenk von den Verwandten wünschen.
Keine Fertig- oder Halbfertigprodukte kaufen. Die kosten einfach viel zu viel und haben sowieso noch ungeliebte Zusatzstoffe drin (meist Zucker). Man kann auch mit kleinem Budget ausgewogen, gesund und schnell kochen. Unsere Favoriten der schnellen Küche sind Eintopf-Gerichte, Suppen (die einfachste: rote Linsen in Gemüsebouillon weichkochen, rohes Gemüse klein geschnitten dazu, ohne es zu kochen, pürieren, fertig) oder Ofengemüse mit Dip.
Mir hilft es oft, den Fokus nicht darauf zu legen was ich mir alles nicht leisten kann, sondern, was alles möglich ist (siehe oben). Weniger Zeug und weniger Programm bedeutet auch mehr Zeit und mehr Freiraum. Viel wichtiger als Geld finde ich ein gutes soziales Netz! Mir ist allerdings bewusst, dass es einen grossen Unterschied macht, ob man sich freiwillig entscheidet mit knappem Budget zu leben, oder ob man dazu gezwungen ist, weil man alleinerziehend ist, von der Sozialhilfe abhängig ist oder aus einem anderen Grund ein zu tiefes Einkommen hat. Da kommen viele weitere Themen wie Existenzängste, Statusfragen etc. hinzu, mit welchen ich mich glücklicherweise nie auseinandersetzen musste.
Andrea Christen ist Kindergärtnerin, Visual Merchandiser, Sozialarbeiterin und Mutter eines 2 1/2 jährigen Jungen. Im Moment arbeitet sie noch in einem Frauenhaus. Sie hat sich entschieden, ihrer Berufung zu folgen und macht sich demnächst mit ganzheitlicher Raum- und Ordnungsberatung selbständig:
NAK NAK – Räume beruhigen.
Bild: Damaris Berger