Wir haben drei Erziehungsberater- und Beraterinnen gefragt, wie sie die Familie in der folgenden Situation beraten würden. Das ist die dritte Antwort, die anderen zwei findet ihr hier und hier.
Eine Mutter kämpft seit Jahren damit, dass ihr Sohn (7) morgens Mühe hat, das Haus zu verlassen. Jeden Morgen zögert er seine Aufgaben (Anziehen, Zähne putzen, jetzt, wo er älter ist, sein Bett machen) zu erledigen, häufig vergisst er sich im Spiel, will noch «schnell» etwas abschliessen oder beklagt sich über Dinge, die in dem Moment nicht änderbar sind. Oft endet es damit, dass sie ihn anschreit, jetzt endlich vorwärts zu machen. Sie haben bereits mehrmals versucht, die Uhr einzusetzen (mit Bildern, wann was erledigt sein muss), mit geringem Erfolg.
«Da ist er wieder, dieser Moment, in dem das Zuhause zu einem kleinen Schlachtfeld wird. Dieser Moment, in dem sich innert weniger Worte und Blicke alle Beteiligten unangenehme Gefühle einhandeln. Dann folgt oft auch noch der Moment, in dem sich Schuldgefühle und Hilflosigkeit einnisten. Und dann hat es uns wieder eingeholt, das ‹Problem›…
Halten wir kurz inne. Sowohl die Mutter wie das Kind haben ganz persönliche (und im Beispiel kollidierende) Bedürfnisse. Aus den individuellen Bedürfnissen entsteht bei beiden Motivation, etwas zu tun. Beide haben ein gewisses Repertoire an Handlungen, von denen sie sich erhoffen, dass sie die Bedürfnisse befriedigen können. Führen diese Handlungen zu Konflikten, werden sie als das ‹Problem› empfunden.
«Probleme gibt es nicht, wohl aber Lernaufgaben!»
Im ressourcen- und lösungsorientierten Kinder-, Jugend- & Elterncoaching befreien wir uns vom Problemfokus und formulieren die Situation erstmal um: Probleme gibt es nicht, wohl aber Lernaufgaben! Das bisherige Repertoire an Handlungen von Mutter und Sohn führt für beide nicht zu den gewünschten Resultaten. Beide fühlen sich unwohl. Wir fragen uns: Welche neuen Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten braucht es, damit für beide ein besseres Resultat möglich wird?
Als Coach unterstütze ich Kinder, Jugendliche und Eltern darin, den Fokus von einem ‹Problem› auf eine Lernaufgabe zu wechseln. Wir machen uns daran, herauszufinden, was die wirklichen Bedürfnisse sind und welche Werte im ‹Problemfall› verletzt werden. Wir nehmen uns Zeit, ein gemeinsames, attraktives Ziel zu formulieren, etwas, das für alle Beteiligten zu einem besseren Gefühlszustand führt.
«Wir wollen herausfinden, was die wirklichen Bedürfnisse sind und welche Werte im ‹Problemfall› verletzt werden.»
Dann finden wir passende Schrittgrössen für die Lernaufgaben heraus. Wollen wir zu schnell zu viel, sind wir oft frustriert, weil es ‹nicht klappt›. Spielerisch finden wir Ressourcen, die helfen, das Lernen lustvoll und nachhaltig zu gestalten. Diese kleinen, gut erreichbaren Veränderungen lassen dann bei allen Beteiligten die Zuversicht wachsen, dass das gemeinsame Ziel Schritt für Schritt erreicht werden kann.