16 praktische Tipps für den Umgang mit Geld in der Familie – vom Gratiskonto über Spartöpfe bis hin zum Money Date.
Wir sind keine Finanzexpertinnen und schon gar keine Finfluencer (omg). Aber wir haben viel Erfahrung mit Geld gemacht und viel gelernt über den Umgang damit. Einige der Fehler, die wir begangen haben, können wir euch vielleicht mit diesen Tipps ersparen – es ist nie zu spät!
Hier kommen unsere 16 grössten Lernerfahrungen:
- Wir müssen mit unseren Kindern über Geld sprechen. Unser Umgang mit Geld im Erwachsenenalter ist stark davon abhängig, wie die Finanzen in der Herkunftsfamilie thematisiert wurden (das zeigt sich z.B. bei jeder Episode dieses grossartigen Podcasts über die finanziellen Schwierigkeiten von Paaren, auf Englisch. Ab Mitte April 2023 hat Ramit Sethi zudem seine eigene Netflix-Serie: «How to get rich».) Das «Kaleio»-Magazin hat tolle Inputs für ein solches Gespräch. Finanzkompetenz heisst nämlich nicht in erster Linie Sparsamkeit!
- Die Ungleichbehandlung beginnt beim Sackgeld. Wusstet ihr, dass Jungs mehr Taschengeld erhalten als Mädchen? Hat eine repräsentative Studie in Deutschland ergeben. Der Gender-Gap bei den Finanzen wäre natürlich ein ganzes Buch wert, aber fangen wir doch einfach damit an, Jungen und Mädchen gleich zu behandeln und mit beiden übers Investieren zu sprechen.
- Aufs Rechnungenzahlen kann man sich freuen! Für viele von uns ist die Beziehung zum Geld eher unangenehm. Um dies zu ändern, empfiehlt die von uns geschätzte Maisie Hill ein «Money Date»: Wöchentlich einen Termin einplanen für Gelddinge (allein oder als Paar). Allenfalls Lippenstift auftragen. Musik hören (sie hat eigens eine «Money Dates»-Playlist, hier unser Lieblings-Rechnungs-Lied). Wetten, dass wir gleich ein kleinwenig lieber Rechnungen zahlen?
- Es gibt Banken, die keine Gebühren fordern für die Kontoführung. Wir kennen eine Familie (ähem), die jahrelang monatlich 25 Franken Gebühr an eine Grossbank zahlte. Heute hat diese Familie ihre Konti gratis bei einer regionalen Bank, einzig für die Debitkarten fallen 30 Franken im Jahr an. Mehrere Banken operieren ohne Gebühren – macht euch schlau. Der Wechsel ist ein wenig anstrengend, aber es lohnt sich sehr rasch.
- Ein, zwei, drei Konten reichen nicht. Viele werden diesen Trick kennen, für die anderen: Eröffnet für eure Sparziele, aber auch fürs Geldausgeben ohne Schuldgefühle, mehrere spezifische Konti (hier erklärt Miss Finance das «mehrere-Konten-Prinzip»). Wir gehen sogar noch weiter und finden, dass es (sofern gebührenlos) hilfreich ist, für verschiedene Ausgabezwecke verschiedene Konti zu führen: z.B.: Haushalt, Ferien, Ausgehen, Wohnen, Notgroschen, Investieren … Solche Spartöpfe sind enorm motivierend und sorgen für wesentlich mehr Übersicht.
Verschiedene Spartöpfe für verschiedene Sparziele zu haben, ist enorm motivierend und sorgt für wesentlich mehr Übersicht.
- Der wichtigste Faktor ist Zeit. Egal, wie wenig ich pro Monat zur Seite legen kann – wichtig ist, dass ich jetzt damit beginne. Wenn wir das bloss mit 20 gewusst hätten! Ein Beispiel: Sagen wir, wir haben 1000 Franken Sparkapital und können monatlich 100 Franken zusätzlich zur Seite legen. Bei einem sehr konservativ gerechneten Zins (oder Kapitalertrag) von 1 Prozent haben wir nach 10 Jahren 720 Franken Zinsen dazuverdient. Wenn wir das Ganze aber über 25 Jahre tun, beträgt der Ertrag nicht etwa einfach nur das 2,5-fache (25 statt 10 Jahre) – nein, der Zins (oder Kapitalertrag) beträgt am Ende 4350 Franken! Hier könnt ihr weitere Beispiele ausrechnen. Fazit: Besser heute als morgen mit Sparen beginnen, auch, wenns nur kleine Beträge sind. (Der Zinseszinseffekt gilt übrigens auch bei Investitionsanlagen – denkt an ihn, wenn euch eine Finanzberaterin einen Aktienfonds mit «nur gerade 1 Prozent Gebühren!» aufschwatzen will …)
- Die Bank-App als Finanzassistent. Falls ihr eine E-Banking-App habt: Viele Apps bieten einen sogenannten «Finanzassistenten». Dieser zeigt eine Übersicht über eure Einnahmen und Ausgaben an und fasst die Ausgaben automatisch in Kategorien zusammen (z.B. Wohnen, Reisen, Lebensmittel), sogar inklusive Ausgaben via Kreditkarte. Sehr hilfreich für diejenigen, die ihre Ausgabenübersicht lieber nicht von Hand in Excel erfassen und trotzdem auf einen Blick sehen möchten, wo die Kohle hinfliesst. Noch funktioniert die automatische Einteilung in Kategorien nicht immer fehlerfrei, das lässt sich aber mit ein paar Klicks einfach korrigieren.
- Sparen sollten wir am Anfang des Monats, nicht, was übrig bleibt. Es lohnt sich, ein paar Monate genau Buch über die Ausgaben zu führen, um zu sehen, wo das meiste Geld weggeht. Dann am Anfang des Monats entsprechend in die «Töpfe» einzahlen, und zwar grad automatisch. Lichtet die graue Wolke subito!
- Phantomkosten nicht vergessen. Bei allen grösseren Anschaffungen fallen so genannte «Phantomkosten» an: Kosten, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Beim Wohnungskauf die Notariatskosten, die neue Möblierung, der Unterhalt, die Reparaturen, die Steuern. Beim Autokauf die Parkkarte, die Motorfahrzeugsteuer, der Reifenwechsel … Fragt euch im Vorfeld: Könntet ihr euch die Anschaffung zu 1,5 x dem Kaufpreis auch noch leisten?
Wie wir über Geld denken und welche Gefühle wir beim Thema Geld haben, ist sehr robust – und ziemlich unabhängig davon, ob wir Schulden haben oder Hunderttausende Franken als Vermögen.
- Unsere vorherrschenden Gefühle und Gedanken über Geld sind unabhängig von unserem Kontostand. Wie wir über Geld denken und welche Gefühle wir beim Thema Geld haben, ist sehr robust – und ziemlich unabhängig davon, ob wir Schulden haben oder Hunderttausende Franken als Vermögen. Wer immer das Gefühl hat, Geld sei knapp, wird das auch als Millionärin nicht ablegen – das sieht man bei jeder Lottogewinnerin. Ohne die realen Probleme wegreden zu wollen: Es hilft, sich einmal zu überlegen, welche tief sitzenden Gefühle, Werte und Glaubenssätze wir mit Geld verbinden – und diese vielleicht, wenn möglich, ein wenig der Realität oder gar der eigenen Wunschvorstellung anzupassen. So kann sich z.B. ein «Ich kann einfach nicht mit Geld umgehen!» prima in «Ich bin kompetent im Umgang mit Geld» verwandeln. Das sind alles selbsterfüllende Prophezeiungen!
- Wir (Frauen) müssen so früh wie möglich in die Säule 3a einzahlen. Mag, gerade bei kleineren Einkommen, schwer fallen. Aber hey, Zinseszinseffekt! Und Steuervorteile! Also wenn möglich zuerst dort das Maximum ausreizen, zumindest bevor anderswo Sparkonti gefüllt werden.
- Kreditkarten sind kein Zusatzguthaben, sondern ein Zahlungsmittel. Was wir uns mit unserem Einkommen aktuell nicht leisten können, können wir uns mit einer Kreditkarte noch viel weniger leisten. Kreditkartenschulden türmen sich schnell in schwindelerregende Höhen auf, die Zinssätze von bis zu 12 Prozent sind ein sicherer Weg in die Schuldenfalle. Deshalb: Nur mit Kreditkarten zahlen, was wir auch ohne kaufen könnten, und Kreditkartenrechnungen immer gleich und vollständig abbezahlen. Vor allem anderen, vor dem Sparen, Investieren oder allem anderen – allfällige Kreditkartenschulden abbezahlen. (Dasselbe gilt, wie ihr sicher wisst, für irgendwelche Konsumkredite oder Käufe auf Raten mit Zins: Schuldenfalle!)
- Profis ans Werk! Es gibt Leute, die füllen gerne Steuererklärungen aus. Yes. Wir nicht. Von daher: Profis ans Werk lassen. Die 100 Franken für die Treuhänderin, die einem die Steuern ausfüllt und auch gleich termingerecht einreicht, sind Gold wert.
Ein einziger Anruf kann euch Hunderte von Franken einsparen.
- Opportunitätskosten einberechnen. Oppo-was? Opportunitätskosten sind jene Kosten, die anfallen, weil man etwas nicht tun kann. Und zwar nicht nur finanzieller Art. Beispielsweise: Wenn ich stundenlang von Kinderbörse zu Kinderbörse renne, um günstige Schuhe in der richtigen Grösse zu finden, brauche ich Zeit, die ich anderweitig hätte einsetzen können – ob für Erwerbsarbeit, zur Beziehungspflege oder zum Ausruhen. Gerade das Beispiel Secondhand-Handel kann wahnsinnig aufwändig sein. Es hilft deshalb, sich eine Untergrenze zu setzen: Ich verkaufe Dinge auf einer Börse nur noch ab einem Wert von ca. 20 Franken – drunter geht alles in die Brocki. Weil die Zeit, in der ich die Ware kontrolliere, fotografiere, beschreibe und übergebe, eben auch etwas kostet …
- Geldverdienen macht uns nicht zu schlechten Menschen. Gerade in «kümmernden» Berufen wird noch immer vorausgesetzt, dass man die ja «aus Liebe» macht (Pflegefachfrauen, Hebammen, Lehrpersonen). Auch bei selbständigerwerbenden Frauen werden Preise viel eher hinterfragt und für zu hoch angesehen. Diese (englischsprachige) Podcastfolge ist dazu sehr empfehlenswert (hier hats ein Transkript). Alle als Frauen sozialisierten Menschen dürfen sich bewusst sein: Es ist durchaus möglich, Geld zu verdienen und gleichzeitig Menschen zu helfen. Heuscht, was ihr braucht und wert seid, und lasst euch von niemandem beschämen dafür – am allerwenigsten von euch selbst.
- Verhandeln lohnt sich. Ein einziger Anruf kann euch Hunderte von Franken einsparen. Beispiel Internetanbieter: Kurz schlau machen, was die Nachbarn so zahlen, beim eigenen Anbieter anrufen und sagen, dass man sich einen Wechsel überlegt und wissen möchte, wie man kündigen müsste. Ihr werdet ziemlich sicher subito mit der Vertragsabteilung verbunden, die euch sofort x Möglichkeiten aufzeigen wird, um eure Kosten zu verringern. In unserem Beispiel sanken die monatlichen Kosten von 65 auf 42 Franken. Unter anderem wurde noch ein Rabatt gewährt, wenn man die Rechnungen nur noch digital erhält – was wir schon seit Jahren so gehandhabt haben. Die Freude über den Verhandlungserfolg wurde einzig getrübt vom Ärger darüber, das nicht schon laaaaange getan zu haben. Also: Hopp! Funktioniert vielerorts. Auch Mahngebühren (autsch) werden oft erlassen, wenn man nett fragt. Aber eben: Fragen muss man!
Wenn ihr Konsumschulden habt oder Mühe mit dem Budgetieren, können Fachstellen helfen. Beispielsweise die Berner Schuldenberatung oder die Budgetberatung.
Was habt ihr gelernt über Geld, das ihr gerne früher gewusst hättet? Schreibt es uns in den Kommentaren!