Mit einem erhöhten Bewusstsein rund um #whomademyclothes steigt auch die Nachfrage nach Kinderkleidern und -artikeln, die nicht vom Billig-Grosshändler stammen. In diese Bresche springen verschiedene Schweizer Labels, hinter denen oft Frauen stecken, die erst mit der Mutterschaft zur Herstellung von Kindermode kamen. Wir porträtieren drei Unternehmerinnen mit eigenen Labels, jede mit einem unterschiedlichen Geschäftsmodell, aber alle mit ähnlichen Anfängen. Auch lesenswert zu diesem Thema: dieser Artikel der «Aargauer Zeitung». Und es gibt ein Gschenkli für unsere LeserInnen: Von allen drei Labels verlosen wir in den nächsten Wochen auf unserer Instagram-Seite je ein Produkt. Uns dort zu folgen lohnt sich also!
«Durch die Handarbeit lernte ich den wahren Wert der Dinge wieder vermehrt zu schätzen.»
Thuy-Minh ist Solothurnerin mit vietnamesischen Wurzeln und Mama von zwei Jungs (11- und 5-jährig). Sie gründete im Jahr 2016 das Atelier Dao und das Label Minhature, kürzlich hat sie ausserdem den Minhature Concept Store in Solothurn eröffnet. Bild: Thuy-Duc Dao
Wer bist Du?
Sarkasmus und Schwarzer Humor zeichnen mich aus. Ich könnte jeden Tag Sushi essen. Pünktlichkeit gehört nicht zu meinen Stärken. Hauptsächlich beschäftige ich einfach gerne meine Hände, während sich meine Gedanken ordnen – wenn am Ende etwas Schönes daraus entsteht, finde ich das toll. Nähen ist darum für mich einfach perfekt. Nebenbei pflege ich meinen Minhature Concept Store. Mein Hauptjob ist es aber, unsere zwei Jungs auf ihrer grossen Abenteuerreise, dem Leben, zu begleiten
Und wie kam es zu Deinem Label Minhature?
Das Nähen sollte am Anfang nur eine Beschäftungstherapie sein. Mit der Schwangerschaft des zweiten Sohnes wuchs aber die Leidenschaft. Ich wollte bequeme Kinderkleidung mit tollem Design schaffen. Zuerst nur für meine Kinder, doch dann wurde 2016 das Label Minhature daraus. Später wagte ich mich, auch für die Erwachsenen zu nähen, ausserdem gebe ich unterdessen mein Know-How in Form von Näh-Workshops an Kinder weiter. Durch die Handarbeit lernte ich den wahren Wert der Dinge wieder vermehrt zu schätzen, seien es Kleider, Schmuck, Geschirr oder Pflegeprodukte. Ich fing an, die alltäglichen Dinge um mich herum anders zu betrachten und bewusster zu konsumieren. Das löste in mir dann den Wunsch aus, einen Laden zu eröffnen für Jungdesigner mit tollen Produkten, die Sinn für Design und Nachaltigkeit haben. Der Offline-Shop ist nun so zu sagen mein drittes Baby.
Was fällt Dir schwer bei der Arbeit?
Geduld. Bei mir scheitern die Dinge manchmal an mangelnder Geduld. «Gut Naht, will Weile haben» leuchtet mir absolut ein und ich versuche alles Schritt für Schritt zu machen – und doch gelingt es mir nicht immer, die nötige Geduld aufzubringen. Dann klappt es nicht so, wie ich will, und ich habe erst noch mehr Zeit gebraucht als nötig. Ich hoffe, das lerne ich irgendwann noch.
Wenn Du nun unbegrenzte Ressourcen hättest (zeitlich, finanziell), was würdest Du noch anpacken?
Eine schwierige Frage. Ich lebe sehr fest im Moment, meistens entscheide ich alles spontan und relativ planlos. Aber ich würde wohl die Balance zwischen Minhature Concept Store und der Familie besser steuern und einen professionelleren Auftritt für Minhature hinlegen. Aber wie gesagt, Schritt für Schritt …
«Ich hätte vor drei Jahren nicht damit gerechnet, dass ich heute stehe, wo ich bin.»
Barblina Völlm hat zwei Kinder im Alter von 8 und 6 Jahren. Seit 2016 führt sie das Label eli-ju. Bild: Privatarchiv
Wer bist Du? Was ist Deine Familiensituation, Dein Beruf?
Ich bin 37 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und unseren zwei Söhnen in der Nähe von Winterthur. Neben dem Nähen mache ich gerne Yoga, gehe Joggen und wenn ich dazu komme, lese ich sehr gerne ein gutes Buch. Ende Mai habe ich meine Teilzeitstelle als Coiffeuse aufgegeben und kann mich nun voll und ganz eli-ju widmen.
Was ist Eli-ju? Und wie und wann wurde eli-ju geboren?
eli-ju – schönes für Kinder – gibt es nun seit drei Jahren und entwickelt sich ständig weiter. Begonnen hat es damit, dass ich Kleider für meine Söhne und zum Verschenken genäht habe und immer wieder gefragt wurde, weshalb ich die Kleider nicht auch verkaufe. So war die Idee für meinen Onlineshop geboren. In der Zwischenzeit biete ich dort neben selbstgenähten Kleidern auch Kuscheltiere, Socken und Strümpfe, Rucksäcke, Mobiles, Geschirr, Pflegeprodukte und vieles mehr an.
Wie hast Du die Anfänge mit Deinem Label erlebt? Was waren die grössten Lernerfahrungen, die Du gemacht hast?
Bisher ist glücklicherweise kaum etwas schiefgelaufen! Gelegentlich bin ich etwas zu euphorisch beim Einkauf von schönen Stoffen was dazu führt, dass mein Lager stetig wächst. Ich hätte vor drei Jahren nicht damit gerechnet, dass ich heute stehe, wo ich bin, und bin sehr dankbar für jede einzelne Bestellung. Für das Bewerben meiner Produkte setze ich hauptsächlich auf Instagram und Facebook. Daneben haben sich schon einige wertvolle Zusammenarbeiten mit gut vernetzten Bloggern ergeben. Ich musste da aber auch lernen «nein» zu sagen, wenn der Gegenwert einer solchen Zusammenarbeit nicht stimmt.
Wenn Du nun unbegrenzte Ressourcen hättest (zeitlich, finanziell), was würdest Du noch anpacken?
Irgendwann ein grosses Laden-Atelier ausserhalb der eignen vier Wände zu haben, ist ganz weit oben auf meiner Wunsch(traum)liste. Mal sehen was die nächsten drei Jahre mit sich bringen …
«Ich mag es, meine Träume umzusetzen, einfach zu machen anstatt lange zu überlegen.»
Renate Khaosopa lebt mit ihrer Familie im Norden Thailands. Ihre Kinder sind 10 und 7 Jahre alt, WIL gründete Renate vor 10 Jahren. Bild: WIL
WIL – What I Like
Wer bist Du? Wo und wie lebst Du?
Ich komme ursprünglich aus Sumiswald, bin studierte Modedesignerin und habe inzwischen mehr als 20 Jahre Berufserfahrung. Seit 15 Jahren lebe ich in Thailand und habe zwei Kinder. Wir wohnen in Pai, in einem kleinen Dorf im Norden Thailands. Neben den Kinderkleidern führe ich auch die Marke Lahlay Clothing, hier verkaufe ich asiatische Sommerhosen. Außerdem habe ich eine kleine Brot- und Fetaproduktion für den Ort Pai und auch sonst noch das ein oder andere Projekt …
Was ist WIL? Wie kamst Du zu Deinem eigenen Label?
WIL steht für What I Like und ist der Name meiner Kindermodemarke. WIL entstand, als ich in Bangkok in einer Kleiderfabrik als Produktionsmanagerin gearbeitet habe. Am Wochenende habe ich meine selbstgemachten Kinderkleider am Markt verkauft. Als ich mit meiner Tochter Lilly schwanger wurde, kehrte ich der Fabrik den Rücken zu und konzentrierte mich auf meine erste eigene Kindermodekollektion.
What I Like bedeutet deshalb sehr viel für mich, es ist sozusagen mein Lebensethos. Ich mag es, meine Träume umzusetzen, einfach zu machen anstatt lange zu überlegen. Diesen Weg fing ich erst so richtig an zu gehen mit der Gründung von WIL. Unterdessen zählt mein Team vier Angestellte und natürlich die rund 10 Näherinnen, die beim Hersteller Studio 2524 für uns arbeiten. Dieses Jahr feiern wir übrigens 10-jähriges Bestehen auf dem Schweizer Markt.
Wie hast Du die Anfänge damit erlebt?
Um Kosten zu sparen, habe ich anfangs alles was nur möglich war, selber gemacht. Mit einem Kleinkind und der Organisation eines Guesthouses, das wir damals noch hatten, war das ganz schön viel auf einmal. Es hat sich aber ausgezahlt, ich konnte mich am Markt etablieren und weiss auch heute noch bei jedem Schritt genau, worum es geht und was wichtig ist.
Wenn Du nun unbegrenzte Ressourcen hättest (zeitlich, finanziell), was würdest Du noch anpacken?
Wie schon erwähnt, bin ich ziemlich vielseitig. Ich habe unzählige Ideen, die ich noch nicht umgesetzt habe. Richtig gut sitzende Unterwäsche und Bademode für Frauen zum Beispiel. Auch habe ich eine heimliche Passion für die Planung von Häusern. Mit unbegrenzten Ressourcen könnte ich also noch vieles verwirklichen …