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Die Kleinstadt in der Krisenzeit

In eigener Sache: Wie überstehen wir das?
27 Mrz 2020
Bild — CinCin

Was hier passiert

Hier auf kleinstadt.ch werden wir in den kommenden Monaten weniger Beiträge posten. Zum einen, weil wir ohne Betreuungsmöglichkeiten auch weniger freie Arbeitszeit zur Verfügung haben. Zum anderen, weil wir nun auch zu unseren eigenen Kräften schauen müssen. Ganz wie im Flugzeug: Zuerst die eigene Atemmaske aufsetzen! Da wir aber auf einen reichen Fundus von Artikeln aus 3 Jahren Arbeit zurückschauen können, werden wir euch trotzdem stetig mit passenden und inspirierenden Texten beliefern. Bleibt uns treu! In unserer Facebook-Gruppe «Kinder, Kinder» ist der Austausch sehr angeregt und konstruktiv. Und Basteltipps waren noch nie unser Ding, das überlassen wir lieber den KollegInnen von Kiludo oder vom Nuori Malspielraum.

Was uns im Homeoffice hilft

  • Arbeitsort räumlich trennen. Das braucht kein ganzes Büro zu sein, eine kleine Ecke reicht (handhaben wir auch so). Den Kindern erklären, dass wir am Arbeiten sind, wenn wir hier sitzen. Arbeit nicht ins Wohnzimmer oder die Küche tragen (auch oder gerade nicht auf dem Smartphone).
  • Benachrichtigungen ausschalten. Jede zusätzliche Ablenkung kostet viel Kraft. So etwas wie Multitasking gibt es nämlich nicht, unser Hirn wird dabei einfach gezwungen, schnell hin- und herzuspringen. Mail-Programme und sogar Whatsapp können so eingestellt werden, dass sie uns nicht mehr stören, sondern wir vielmehr bestimmen, wann wir die Nachrichten lesen wollen. Und Benachrichtigungen deaktivieren (iPhone: Einstellungen -> Mitteilungen).
  • Klare Zeiten definieren, in denen wir Nachrichten, Whatsapp, Mails beantworten oder auf Insta rumscrollen. Im Kalender eintragen (privat!), falls ihr im Homeoffice sitzt. Dann aber ohne schlechtes Gewissen daddeln.
  • Weniger Liveticker, mehr Hintergrund. Es ist niemandem geholfen, wenn wir jetzt stündlich die Zahl der positiv getesteten Coronapatienten nachschauen, oder? News machen süchtig, sie funktionieren wie eine Slot-Maschine im Casino (jede Benachrichtigung löst ein kleines Endorphin-Hoch aus). Bevor wir den Liveticker das nächste mal aktualisieren, einfach kurz innehalten.
  • Zwei Elternteile im Homeoffice? Dann jeden Morgen planen, so gut es geht. Und auch Alleinzeit als Priorität einbeziehen, z.B. Joggen oder Meditation.

Wie wir uns informieren

  • Der Newsletter der «Republik». Und wenn ihr schon dort seid, löst doch auch gleich ein Abo. Weil guter Journalismus nicht gratis ist.
  • Das tägliche «Echo der Zeit» (18 Uhr auf SRF1, 19 Uhr auf SRF2)
  • Der tägliche Podcast «Das Coronavirus-Update» des NDR mit dem Virologen Christian Droste der Charité Berlin
  • Tageszeitungen ermöglichen auch Abonnemente für einzelne Tage, z.B. nur samstags.

Wo wir uns Hilfe holen

  • Die Mütter- und Väterberatung ist weiterhin telefonisch für Eltern von Babys und Kleinkindern da: Tel. 031 552 16 16. Über diese Nummer wird auch Kontakt zum Väterberater und zur kostenlosen Rechtsauskunft hergestellt.
  • Die Rechtsberatung Ylex bietet umfangreiche Informationen zu den unterschiedlichen rechtlichen Fragen, die sich jetzt stellen.
  • Migros hat in Zusammenarbeit mit Pro Senectute den Bringservice Amigos wieder aktiviert, diesmal explizit für Personen, die zu der Covid-19-Risikogruppe gehören. Für unsere Eltern, Grosseltern, Bekannten, die selber nicht mehr einkaufen dürfen und zu weit weg wohnen. Man kann sich natürlich auch selber als BringerIn registrieren.
  • Die Universität Zürich hat für die Coronazeit gratis ein Tool für Paare bereitgestellt, die an ihrer Beziehung arbeiten wollen. Paarlife heisst das Online-Training.
  • Bei den kultigen Oberlendnern Rosa und Ruedi holen wir uns Inspiration für die tägliche Dosis Bewegung, die wir alle brauchen. Aber auf Instagram gibts ohnehin viele Tipps. In den Highlights findet ihr unsere Liste.
  • Wenn wir dringend etwas Wichtiges im Homeoffice erledigen müssen, parkieren wir unsere Kids auch mal vor dem TV. Hier unsere Filmliste, die wir nadisna abarbeiten.
  • Nothilfe: Der Elternnotruf ist rund um die Uhr erreichbar: 0848 354 555. Auch die Opferhilfe bietet Unterstützung.

Was wir jetzt tun können

  • Das Freispiel üben (statt eine dieser unglaublich langen Beschäftigungslisten abzuarbeiten, die uns nun überall begegnen). Hier ein guter Artikel zum Wert des Freispiels von der guten Anna Noss von Kinderwärts.
  • Nicht Polizist spielen. Eine alte Frau in der Migros? 6 Kinder stehen zusammen? Jetzt könnte man natürlich endlich mal ganz selbstgerecht die Moralkeule schwingen. Nicht unser Job. Drum bleiben wir jetzt freundlich. «Deal with it. Deal with it gracefully. Deal with it with kindness and intelligence», sagte der New Yorker Gouverneur in diesem eindrücklichen Podcast. Gutes Motto.
  • Das Beste draus machen. Was können wir dazu beitragen, diese Krise zumindest minim zu mildern? Für Selbständige: Wie können wir unseren Kunden jetzt helfen? Welches Problem für sie lösen? Tun wir es, auch wenn wir damit kein Geld verdienen. Karma wirds schon richten.
  • Im Kontakt bleiben. Einmal am Tag jemanden anrufen, eine Postkarte schicken oder sonst eine Aufmerksamkeit. Auch Face-to-Face-Kommunikation ist sehr wichtig, ein Videoanruf übermittelt viel mehr Information als ein Sprachanruf.
  • Ein Mini-Morgenritual pflegen. Am Morgen als erstes ein Glas Wasser trinken. Und nicht direkt zum Handy greifen.
  • Einmal am Tag eine Achtsamkeitsübung, und seien es nur 5 bewusste, tiefe Atemzüge. Klingt abgedroschen, aber es hilft! Viele Yoga- und Meditationslehrerinnen bieten (neu) Online-Kurse an (in unserer Facebook-Gruppe ergab sich dazu eine lange Liste). Im Familienbett: Am Morgen nach dem Erwachen noch im Bett eine Atem- oder Dankbarkeitsübung machen.
  • Lokale Geschäfte berücksichtigen. Nicht krampfhaft, aber wenns nicht grad sein muss, kann man ja jetzt Amazon und Zalando auch mal sein lassen, oder? Für Schwangere und frische Eltern: Ah&Oh berät auch per Telefon und liefert neu per Post. Petite Puce hat gerade einen Online-Shop eröffnet. Eine ganze Liste von aktiven Geschäften haben wir auf unserem Instagram-Account zusammengestellt.
  • Unseren Netflix-Account mit jemandem teilen, der keinen hat.
  • Bücher lesen statt Liveticker. Zum Beispiel: «Digitaler Minimalismus» von Cal Newport.
  • Erinnerungen schaffen. Wie wollen wir einmal an diese Zeit zurückdenken? Als gestresste Eltern, die ihre Kinder nonstopp zum Lernen angetrieben und mit ihnen gestritten haben? Eher nicht, oder? Setzen wir also Glanzpunkte. Einen Filmabend mit der Familie zum Beispiel. Oder eine Gelato-Lieferung. Oder eine tägliche gemeinsame Turnstunde.
  • Nicht vergessen. Dass die Kitas und die Betreuerinnen von den Behörden gerade dermassen beschissen behandelt werden. Dass wir plötzlich merken, was die Lehrpersonen immer alles leisten. Dass mal jemand fand, ein Vaterschaftsurlaub von 4 Wochen sei doch unmöglich. Dass Krankenpfleger von Applaus auch nicht die Miete zahlen können. Dass die Eltern gerade sehr viel selber ausbaden, indem sie Homeoffice leisten und die Kinder selber betreuen und die Kita-Gebühren trotzdem noch zahlen müssen. Kurz: Diese Krise wird und muss auch politische Folgen haben.
  • Und vor allem: Nicht so streng sein mit uns selber. Wir erleben gerade die grösste Krise seit dem 2. Weltkrieg. Wann, wenn nicht jetzt, sollen wir dann durchdrehen, schwach sein, Angst haben, alles nicht im Griff haben, hässig werden, den Haushalt verkommen lassen? Äbä.

Häbet nech Sorg, und kommt gut durch. Irgendwie überstehen wir das schon. Und danach ist auch wieder ein Tag.