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Man darf «DJ Kosi» sagen

Der Plattenonkel ist noch immer bei der allerersten Musik des Lebens – und noch immer bei der Elektronik, dieses Mal: DJ Koze.
19 Mrz 2017
Bild — Yvo Casagrande

Erinnert sich jemand an den Frühling vor vier Jahren? Nicht? Nun, der Frühling 2013 fand zumindest wettertechnisch gar nie statt. Es war nämlich grau und fürchterlich kalt – bis in den Juni rein. Wärme war also gefragt, auch für die eben geborene Tochter, und diese spendete in den ersten Tagen eine Platte, die vor fast genau vier Jahren erschienen ist. «Amygdala» heisst sie und stammt vom Hamburger Stefan Kozalla, der besser bekannt ist als DJ Koze (sein Künstlernamen darf angenehmerweise auch «DJ Kosi» ausgesprochen werden, nicht nur Eltern verdanken das recht herzlich). Es ist ein Album, das mich an meine ersten Tage als Vater erinnert und das ich aber nicht nur aus diesem alles verklärenden Larger-than-Life-Grund immer wieder gerne auflege.

Wie bereits bei Raymond Scott ist hier eine Musik zu hören, die nie überfüllt ist und mit liebevoll eingesetzten Geräuschen und Sounds an die Neugierde appelliert. Das geht dann soweit, dass diese angenehm verschrobene Electronica, die auf «Amygdala» nur sehr selten in den Club zieht, einigen zu hippiesk und härzig ist. Denn ja, es hat viele Glöckchentöne drauf, ein schönstes Liebeslied, gesungen von Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow, ein wunderbares Cover des Kings-of-Convencience-Klassikers «Homesick» und, ganz zum Schluss, das Schlaflied «NooOoo». Kurz, ein fantastischer Ausgangspunkt für immer neue Hörerlebnisse und als Soundtrack ideal geeignet für diese allerersten Frühlingstage, an denen alles zum Leben erwacht.

PS: Wer keinen Plattenspieler hat und das lustige Rentier-mit-dem-DJ-Cover dennoch im Haushalt präsent haben möchte, dem empfiehlt sich das «Amygdala»-Brotbrettchen, passt prima in den Kleinkind- und/oder Nerdhaushalt.

*Benedikt Sartorius lebt als freischaffender Kulturjournalist in Bern, unterhält auf seiner Website einen Musikblog und verschickt wöchentlich den Popletter «Listen Up!». Auf Kleinstadt.ch stellt er in seiner «Plattenonkel»-Reihe einmal pro Monat neue Abenteuer in Sound vor. Teil 1 befasste sich  mit einer anderen ersten Musik des Lebens.

Musikblog — www.benediktsartorius.ch/blog
Popletter — Listen Up!