Ihr sehnt euch nach südländischem Feeling, Ferien am Meer sind aber in weiter Ferne oder ihr habt keine Lust auf eine weite Reise? Da ist ein Ausflug an die Montreux Riviera am Lac Léman ein würdiger Ersatz. Das Schöne daran: Hier braucht es gar nicht viel Programm – der See bietet per se unzählige Möglichkeiten: Baden, dem Wasser entlang spazieren oder ganz einfach am Ufer sitzen und den Blick schweifen lassen – für Kids Unterhaltung genug!
Dieser Moment, in welchem der Zug aus dem Norden der Schweiz bei Puidoux aus dem Tunnel fährt und man sich plötzlich inmitten der Weinbergen des Lavaux wiederfindet, mit schönstem Blick auf den Genfersee – c’est magnifique! Von Lausanne ist es nur ein Katzensprung bis nach Vevey – ein guter Ort für einen ersten Zwischenhalt. Später geht’s dann per Zug, Bus oder Schiff weiter nach Montreux.
Dass das hübsche Städtchen Vevey stark von der hier beheimateten Nestlé geprägt ist, wird rasch klar: Von der Avenue Nestlé über den grossen Hauptsitz bis zum hauseigenen Ernährungs-Museum Alimentarium (wir haben’s nicht gesehen, die online-Reviews sind etwas durchzogen) deutet vieles auf die Präsenz dieses Grosskonzerns hin. Aber Vevey bietet noch viel mehr: Die Seepromenade mit den vielen Restaurants, das hübsche Altstädtchen und die Bademöglichkeiten wären alleine einen Tagesausflug wert.
Das schöne Wetter hat uns anstatt ins Museum zum See gezogen: Am Marktplatz vermietet das Vevey Nautic Center SUP’s, Pedalos, Kayaks und Motorboote, welche auch ohne Permis gefahren werden können. Mit dem eigenen Boot raustuckern und dann dort schwimmen – ein Highlight! (Merci für diesen Hinweis, Mama’s unplugged: In ihrem Beitrag gibt es noch weitere Tipps zu Montreux und Vevey.) Wer beim Baden lieber festen Boden unter den Füssen hat ist im Freibad Corseaux Plage (dort hat es auch ein Nichtschwimmerbecken) oder beim Jardin Doret (Seezugang mit kleinem Kiesstrand) gut aufgehoben. Einziger Kritikpunkt an Vevey: Dass der grosszügige ehemalige Marktplatz gleich bei der Schifflände als Parkplatz dienen muss… (Immerhin: Das Problem ist erkannt und der Platz soll umgebaut werden in naher Zukunft mit mehr Bäumen, besserem Zugang zum See und weniger Parkplätzen, siehe rts.ch)
Der Vorteil der autofreien Anreise: In Vevey hüpft man auf eines der wunderschön restaurierten Schiffe (Achtung: Bei Hochbetrieb scheinen die Fahrpläne nicht mehr so swiss-like aufzugehen, also genügend Zeit einplanen) und dampft zur nächsten Destination.
Wohl kaum ein anderer Ort in der Schweiz kommt so nah an die mondäne Atmosphäre der Côte d’Azur wie Montreux. Klar, es ist touristisch, aber einfach auch bezaubernd schön und anders! Besonders empfehlenswert: Dem Quai des Fleurs entlang flanieren und sich von den tropischen Pflanzen dort in mediterrane Stimmung versetzen lassen. Profitipp: Falls eure Kinder Trottinett fahren, lohnt es sich, diese mitzunehmen – die Quengelquote beim Flanieren wird dadurch deutlich reduziert, die zurücklegbare Strecke massiv gesteigert.
Welche Rolle die Musik für Montreux spielt, wird rasch klar: Sei es mit der Statue von Freddy Mercury («Queen» hat hier sechs ihrer Alben aufgenommen) oder rund um das Music Convention Center (Heimat des Montreux Jazz Festival) – la musique wird hier überall zelebriert. Wir haben uns darauf beschränkt, mit unseren Kindern das Deep-Purple-Lied «Smoke on the Water» zu hören und ihnen zu erzählen, was dieser Song mit Montreux zu tun hat. Und wer sich (noch) nicht so für die musikalische Seite Montreux’ interessiert: An der verkehrsfreien Seepromenade liegen auch verschiedene Grünanlagen und Spielplätze, wie beispielsweise der Parc de Vernex, da lässt sich bestens einen Nachmittag verbringen. Wichtig zu wissen für Wasserratten: Einen grosszügigen Badestrand sucht man in Montreux vergeblich. An verschiedenen Orten gibt es jedoch herzige Mini-Strändchen, welche zum Plantschen einladen, auf dieser Karte sind unsere zwei Favoriten markiert.
Die Jugendherbergen sind unsere Übernachtungsorte der Wahl in der Schweiz. Diejenige in Montreux überzeugt mit ihrer Nähe zum See und der ruhigen Lage etwas ausserhalb des Zentrums (ganz nah der Schiffsanlegestelle Territet). A propos ruhige Lage: Wer – wie ich – im ersten Moment erschrickt, weil die Jugi direkt an einer Bahnüberführung liegt: Nicht verzagen. Die Züge verkehren eher selten und sind erstaunlich geräuscharm. Als gute Übernachtungsalternative bietet sich der kleine, sympathische Campingplatz La Maladaire direkt am See in La Tour de Peilz (zwischen Vevey und Montreux) an (unbedingt reservieren!). Mit lauschigem Restaurant, Strändchen und Picknick-Tischen lässt es sich hier auch ohne Übernachtung bestens Zeit verbringen.
Bei allen Übernachtungen in der Region ist die Montreux Riviera Card inbegriffen, damit ist die Benützung des ÖVs (ausser den Schiffen) gratis und vielerorts gibt’s grosse Rabatte auf den Eintritt (z.B. Schloss Chillon, Salzminen von Bex, Alimentarium, Charlie-Chaplin-Museum etc.).
Von der Jugendherberge dauert es nur 15 Minuten zu Fuss in Richtung Wallis und schon ist man hier: Als «meistbesuchtes historisches Monument der Schweiz» sieht das Château de Chillon unzählige Menschen durch seine alten Gemäuer wandeln. Wir waren positiv überrascht, wie gut sich sogar am sonnigen Auffahrtswochenende die Menschenmenge in diesem verwinkelten Schloss verteilte. Der Kerker, die Toiletten (also die historischen) und die Video-Stationen mit Infos aus dem mittelalterlichen Alltag haben unsere Kinder gut unterhalten. Wer mit Kleinen unterwegs ist: Unbedingt eine Trage mitnehmen, das Schloss ist nicht kinderwagentauglich. Hungrig und müde? Das vis-à-vis der Burgmauer liegende Café Byron bietet erstaunlich feine Mittagsverpflegung im Self-Service. Und auch die Schiffsanlegestelle liegt gleich nebenan; die Rück- oder Weiterreise ist aber auch durch eine nahgelegene Bus- und Zughaltestelle gewährleistet.
A propos Weiterreise: Nach dem Schloss noch ein Stückchen weiter zu gehen, lohnt sich absolut! Villeneuve bietet nämlich, was Montreux fehlt: Ein feines Strandbad inklusive Pool und Kinderbecken. Morgens ins Château und am Nami in die Seebadi – schon ist ein weiterer Tag um.
Etwas weiter hinten im Tal, an der Grenze zum Kanton Wallis, liegt Bex. An das über dem Städtchen liegende Salzbergwerk hatte ich wunderbare Erinnerungen aus meiner eigenen Kindheit: Mit den kleinen Minenwägelchen durch die Dunkelheit zu fahren, fand ich damals super. Unterdessen wurde das Angebot der Salzminen ausgebaut und beinhaltet nun Videoshow, Führung, Degustation und ein Kinderparcours. Leider ist die Mine schlecht mit dem ÖV erschlossen, der Bus fährt nur alle 2 Stunden. Und unsere Kinder waren nicht ganz gleichermassen begeistert wie ich damals … Wer hin will: Vorher online reservieren! Mit der Montreux Riviera Card bei der Reservation angeben, dass man Ermässigungen hat, das wird dann an der Kasse in bar rückerstattet. Rückblickend würde ich wohl Bex eher links liegen lassen und stattdessen das Naturreservat Grangettes beim Einfluss der Rhone in den Lac Léman anschauen gehen. Das Reservat ist ab Villeneuve in etwa 90 Minuten zu Fuss erreichbar, von dort aus ist es nicht mehr weit bis zur Schiffsanlegestelle in Le Bouveret.
Für das Feinschmeckerrestaurant mit passender regionaler Weinbegleitung sind wir nicht gekommen, wir haben uns verpflegt, wo wir gerade waren. Unsere Beobachtung: Das Essen war eher etwas hochwertiger, als wir es uns aus der Deutschschweiz gewohnt sind. Gut gegessen haben wir wie erwähnt im Café Byron in Chillon, im Café Litteraire sowie im Le Carré in Vevey. Überraschend fein waren auch die Salate im Montreux Tennis Club, mit dem Bonus, dass hier die Kids den Trainierenden zuschauen können. Und wer lieber picknickt, findet sowohl in Vevey, Montreux wie auch in Villeneuve Supermärkte gleich in Bahnhofsnähe.