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Schwarz auf Weiss

Kinderbücher müssen nicht schreiend bunt sein. Drei gelungene schwarz-weisse Exemplare in unserer Serie «Eselsohren». Mit Verlosung!
Kooperation
6 Apr 2017
Illustration — CinCin

Auf sanften Klauen

«Ferdinand ist einfach ein höherer Geist, ein Philosoph, der guten Geschmack und Charakter beweist.» Was der Autor von «Ferdinand, der Stier», Munro Leaf, über seine Figur sagte, ist auf das Buch als Ganzes mitsamt seiner Erscheinung übertragbar: Die Geschichte des jungen Stiers, der es vorzieht, unter einer schattigen Korkeiche zu weilen und an Blumen zu schnuppern statt im Stierkampf Ruhm zu erlangen, ist nicht nur philosophisch, sondern auch wunderbar gezeichnet. Seit über 80 Jahren hält sich die Geschichte in den Kinderzimmern, und für mich hat dieser Klassiker schon in Kindheitstagen einen besonderen Platz eingenommen.
Vielleicht bekannter noch als das Buch ist die farbige, Oscar-prämierte Trickfilmversion von Walt Disney. Auch schön anzusehen, aber das Original finde ich unschlagbar. Robert Lawson zeichnete dafür mit Feder und Tinte eine stimmungsvolle Bildwelt, flächig und filigran zu gleich. Die Mimik von Ferdinand sowie jene der Stierkämpfer sind auf den Punkt gebracht und vermitteln der Geschichte einen leichtfüssigen Witz. Dank viel Weissraum und der Konzentration auf das Wesentliche lassen die Bilder Platz für die eigene Vorstellungskraft. In Zeiten der allgegenwärtigen Reizüberflutung eine Wohltat fürs Auge.
«Ferdinand, der Stier»

Frühlingsgefühle

Schnee rieselt über die ersten Seiten des Buches «The Happy Day». Mit der sanften Art, wie sich der Schneefall sonst kaum auf Papier wiedergeben lässt, schafft der Illustrator Marc Simont eine einzigartige Winteratmosphäre. «The Happy Day» ist ein zartes, stilles Buch mit der richtigen Prise an visueller Poesie. Erzählt wird von Waldbewohnern wie Bären und Mäusen, die langsam aus dem Winterschlaf erwachen. Freudig tanzend begrüssen sie die erste Blume des Jahres. Die Bewegungen sind dabei so grandios gezeichnet, dass die Tiere wirken, als würden sie gleich aus dem Buch springen. Die malerisch getupften Zeichnungen reichen von tiefem Schwarz bis zu hellen Grautönen und geben dem Buch einen ganz eigenen Charakter. Einzig die kleine Blume am Ende des Buches ist in Farbe gedruckt und visualisiert so raffiniert den Beginn des Frühlings.
Marc Simont wurde mit der Autorin Ruth Krauss 1950 mit dem «Caldecott Honor» ausgezeichnet. Der Award ehrt die besten Kinderbücher in den USA und wird für herausragende Illustrationen vergeben. Leider ist «The Happy Day» nur auf Englisch erhältlich. Die Sätze sind aber kurz und repetitiv und können beim Vorlesen spielend übersetzt werden.
«The Happy Day», ISBN 978-0-06-023396-9

Fell und Feder

Nicht nur Bücher über 50 dürfen in Schwarz und Weiss sein. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das erst kürzlich erschienene Schweizer Bilderbuch «Weisst du, welches Tier?». Das Buch glänzt mit lustig geschriebenen Tiergeschichten von Regina Dürig, die aus einem anderen Winkel erzählen als das gängige die «Kuh macht Muh». Mit kratziger Feder und in dunkler Tinte schauen einem die Tiere beim Blättern mit wachem Blick entgegen. Besonders gelungen sind der Illustratorin Jeannine Moll die Fell- und Federstrukturen. Im realistischen Stil, anatomisch korrekt abgebildet, geben die Zeichnungen die witzig erzählten Eigenheiten der Tiere gut wieder, ohne sie zu karikieren. Bild- und Textebene sind dabei klar getrennt, da der Text jeweils in einem erfrischend hellen Blau gesetzt ist. Ergänzt durch die dunklen Zeichnungen bringt dies eine lesefreundliche Ruhe auf die Seiten. Ein Buch, ideal geeignet zum Vorlesen und Mitraten.
«Weisst du, welches Tier?»

Bild — CinCin

Verlosung

Wer ein Exemplar von Munro Leafs «Ferdinand, der Stier» gewinnen möchte, schreibt bis 10. April ein E-Mail an hallo@kleinstadt.ch. Die Gewinnerin/der Gewinner wird ausgelost, benachrichtigt und muss das Buch persönlich im Chinderbuechlade an der Gerechtigkeitsgasse 26 in Bern abholen.

Dina Christ ist Mitinhaberin der Grafik- und Illustrationsagentur CinCin Konzept und Gestaltung in Zürich. Sie liegt wie Ferdinand gern im Schatten. In der Rubrik «Eselsohren» stellen sie und Sarah Sartorius einmal im Monat Lieblingskinderbücher vor. Hier der erste Teil der Serie über Maurice Sendaks «In der Nachtküche».

Chinderbuechlade, Gerechtigkeitsgasse 26, Bern – www.chinderbuechlade.ch
CinCin Konzept und Gestaltung – www.cincinstudio.ch