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Taschengeld: Ab wann, wie viel und wofür?

Drei Familien erzählen, ob ihre Kinder Sackgeld erhalten und wofür sie es ausgeben dürfen – und was sich mit der Erfahrung verändert hat.
3 Feb 2023
Bilder — Pexels, Unsplash

Das Thema Taschengeld kommt bei allen Familien früher oder später auf den Tisch. Kinder hören von Freunden, dass diese eigenes Geld bekommen. Oder aber es ist den Eltern wichtig, dass ihre Kinder durch das Sackgeld einen vernünftigen und selbst bestimmten Umgang mit Geld lernen. Banken locken mit digitalen Sparschweinen und es gibt besondere Sparkonti für Kinder.
Wer wann wie viel Geld bekommt, ob losgelöst von irgendwelchen Bedingungen wie Mithilfe im Haushalt oder daran gekoppelt, ist je nach Familie unterschiedlich. Drei von ihnen kommen hier zu Wort. Gerne möchten wir auch von euch wissen, wie ihr dieses Thema handhabt!

Taschengeld nach Alter

Miriam, drei Kinder im Alter von 8, 13 und 21 Jahren. Sie und ihr Mann (Vater des jüngsten Sohnes) sind beide ausser Haus berufstätig. 

Wann habt ihr angefangen mit dem Sackgeld?

«Ich habe drei Söhne, der älteste ist über 20 und schon ausgezogen. Ich habe es mit allen gleich gehandhabt mit dem Taschengeld. Der Jüngste ist 8 Jahre alt und bekommt seit ein paar Monaten 8 Franken Sackgeld pro Monat. Er darf über sein Geld frei verfügen, wobei wir ihm schon manchmal ins Gewissen reden. Er gibt immer alles sofort aus, ganz anders als sein älterer Bruder, und kauft sich zu meinem Leidwesen meist unnötiges Zeugs.»

«Mein mittlerer Sohn geht sehr sparsam mit seinem Geld um.»

«Der mittlere Sohn ist 13. Auch er hat zu Beginn Taschengeld analog Alter bekommen pro Monat. Mit dem Start in der Oberstufe haben wir das verdoppelt, er hat also aktuell 26 Franken im Monat zur freien Verfügung. Allerdings zahlt ihm sein Vater (wir leben getrennt) seit kurzem noch Geld dazu, so dass er monatlich über rund 60 Franken verfügt. Er geht sehr sparsam mit seinem Geld um, und wählt seine Investitionen mit Bedacht. Zuletzt hat er sich ein iPad zum Geburtstag gewünscht. Alle Verwandten haben etwas dazu beigetragen, und den Rest hat er vom ersparten Sackgeld bezahlt. Weil wir das Taschengeld aber auch oft vergessen haben, hat er mittlerweile ein eigenes Konto, und wir überweisen ihm den monatlichen Betrag.
Der Älteste hat am 1. Januar seinen ersten Job angefangen und verdient nun sein eigenes Geld. Er wohnt in einer anderen Stadt und zahlt von Miete bis Versicherungen alles selbst.»

Dürfen sie ihr Sackgeld ohne Einschränkungen ausgeben?

«Der Umgang mit Geld ist mir wichtig. Trotzdem bin ich nicht besonders streng, vor allem auch, weil es mit den beiden älteren Söhnen sehr gut klappt mit dem Sackgeld und insbesondere der Mittlere ein guter Sparer ist. Beim Jüngsten greifen wir schon manchmal ein. Wir wollen ihm aber eigentlich nichts verbieten, sondern nur erklären  und versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass er eben nicht immer das Erstbeste kaufen soll.»

Sackgeld nach Bedarf

Florina aus dem Kleinstadt-Team hat lange gehadert mit dem Thema Taschengeld. Sie hat drei Kinder, die Tochter ist knapp 9, die Zwillingsjungs fast 7 Jahre alt. Sie und Ihr Mann verdienen beide ihren Lohn in Teilzeitanstellungen. 

Wann habt ihr angefangen mit dem Sackgeld?

«Bei uns ist das Thema Taschengeld eines dieser Themen, mit denen ich im Nachhinein lieber gar nicht erst angefangen hätte. Als unsere Älteste in die erste Klasse kam, haben wir ihr analog Schulklasse 1 Franken pro Woche gegeben. Sie wusste nicht recht, was anfangen mit diesem Geld, es lag herum oder wurde sofort in der Bäckerei ‹verkitscht›.»

Die Hälfte der Zeit ging das Sackgeld vergessen.

«Als dann die Brüder nachrutschten ins Schulalter, bekamen auch sie Geld, im ersten und zweiten Kindergartenjahr je 50 Rappen (Für die Tochter haben wir den Betrag hochgerechnet und nachbezahlt). Ab dann haben wir die Regel eingeführt, dass das Taschengeld nur ausbezahlt wird, wenn die Kinder wissen, wo ihr Portemonnaie ist und sie das Geld korrekt versorgen können. Aber auch das hat nur halbherzig funktioniert. Die Hälfte der Zeit ging es vergessen, und dann wieder hatten wir Streit, weil sie das vergessene Geld auf einmal nachträglich einsacken und dann aber sofort den ganzen Betrag für Süsses ausgeben wollten.»

Wann und warum habt ihr aufgehört mit dem Taschengeld?

«In der Zwischenzeit hatte ich bei Nora Imlau gelesen, wie sie es handhabt mit dem Taschengeld, und das hat mir total eingeleuchtet. (Ihre Meinung kann man am besten nachlesen in ihren Tweets.) Am meisten angesprochen hat mich der Punkt, dass die Kinder mit ihrem Geld das kaufen sollen, was ich ihnen nicht kaufen will. Das ging mir gegen den Strich, denn mich hat ja nicht das Geld gestört, sondern eben das doofe Heft mit dem Plastikgedöns oder das grosse Kitschsäckli mit Süssigkeiten an sich.
Wir haben das Thema mit den Kindern besprochen und die waren einverstanden. Seit gut einem Jahr funktioniert es so bei uns: Wenn jemand Geld braucht, dann besprechen wir das. Und meist bin ich grosszügig, sei es zum Süssigkeiten-Kauf oder für ein (ehrlicherweise recht unnützes) Ferien-Souvenir. Dann besprechen wir es aber im Vorfeld, und es gibt keinen Trotzkauf oder eine elterliche Faust im Sack. Dafür gibts machmal auch grad 20 Franken auf einmal, wenn wir beispielsweise im Adventslos gewonnen haben und das intern verteilen. So haben sie auch immer mal wieder Geld zur eigenen Verfügung. Ich merke, dass die Kinder (und ich) so besser umgehen können mit der finanziellen Freiheit. Früher hat es mich geärgert, dass sie finanziell fatalistisch unterwegs gewesen sind: ‹Dieses Geld gehört mir und ich mache damit, was ich will!› Nun empfinde ich unseren Umgang reflektierter – und den Fatalismus kanalisierter.»

Taschengeld oder Jugendlohn

Übergang zu Jugendlohn

Anna hat zwei Söhne, sie sind 10 und 12 Jahre alt. Sie lebt vom Vater der Kinder getrennt mit geteilter Obhut und arbeitet 80 Prozent. Das Taschengeld erhalten die Kinder von ihr.  

Wann habt ihr angefangen mit dem Sackgeld?

«Meine beiden Söhne bekommen beide seit der ersten Klasse Geld, und zwar pro Woche einen Frankenbetrag analog ihrer Klasse. Aktuell sind sie in der 4. und 6. Klasse, es gibt also wöchentlich 4 oder 6 Franken für sie. Über dieses Geld dürfen sie frei verfügen, nur Süssgetränke sind verboten. Sie bekommen auch zum Geburtstag oder zu Weihnachten immer wieder Geld. Beträge ab ca. 20 Franken gehen aufs Sparkonto. Ausgaben vom Konto müssen mit mir abgesprochen werden.»

«Taschengeld gibt es immer, es soll keine Belohnung oder Strafe sein.»

«Für spezielles Mithelfen wie beispielsweise Terrasse jäten, Fenster putzen (was über ihre normalen Aufgaben im Haushalt hinaus geht), bekommen sie manchmal noch zusätzlich Geld. Ca. 1 Franken pro Stunde, beziehungsweise auch Lohn nach Leistung (50 Rappen pro Fensterscheibe oder so). Das heisst aber nicht, dass das Sackgeld an Bedingungen (Erfüllung von Ämtli) geknüpft ist, das ist bei uns nicht so. Taschengeld gibt es immer, es soll keine Belohnung oder Strafe sein.»

Habt ihr sonst noch Regeln beim Ausgeben abgesehen vom Süssgetränke-Verbot?

«Mir ist wichtig, dass sie mit den einigermassen kleinen Sackgeldbeträgen den Umgang mit Geld lernen. Eben gerade dadurch, dass sie frei darüber verfügen können. Ich sage nie etwas dazu. Dann merken sie beispielsweise selber, dass wenn sie immer alles sofort ausgeben, sie sich dann auch nie etwas Grösseres kaufen können. Oder dass sie sich durch Sparen irgendwann mal einen kleinen Wunsch erfüllen können. Und sie manchmal im Nachhinein bereuen, relativ viel Geld für etwas ‹Dummes› ausgegeben zu haben, was sofort kaputt geht oder sofort aufgegessen ist. Bisher funktioniert das ganz gut bei meinen Beiden. Am Anfang haben sie immer alles ausgegeben, jetzt haben sie beide ein gutes Polster in der Spardose.»

«Mir ist wichtig, dass das Sackgeld am Anfang Bargeld ist.»

«Wichtig find ich auch, dass das Sackgeld am Anfang wirklich Bargeld ist. So lernen sie auch das Haushalten, Zählen, Sparen. Es ist viel konkreter, sichtbarer, fassbarer und spricht für mich gegen die digitalen Lösungen wie Digipig und so weiter.

Der ältere Sohn kam jetzt kürzlich mit dem Thema Jugendlohn. Gewisse Kinder haben das hier ab der Oberstufe (7. Klasse). Dann bekommen sie höhere Beträge, müssen davon aber alles berappen ausser Ferien, Arztkosten, Versicherungen und das Essen zuhause. Also auch Kleider, Coiffeur, Handy-Abo, Eintritte, Essen auswärts, Geschenke, etc. Dieses Geld wird dann überwiesen auf ein Konto, oft haben die Kinder dann so auch ihr erstes eigenes, digitales Zahlungsmittel. Ich denke, bei uns könnte das schon bald ein Thema sein, dass wir das auch so handhaben.»

Was ist dir grundsätzlich wichtig im Umgang mit Geld? Hat sich das verändert mit der Trennung?

«Ich versuche Geld grundsätzlich nicht überzubewerten oder zu viel zu thematisieren, jedoch schon auch vorzuleben, dass man sich Ausgaben gut überlegen, überdenken, vielleicht mal drüber schlafen sollte. Und es auch schön ist mal grosszügig zu sein, einzuladen, und nicht immer alles aufzurechnen.

Seit der Trennung vor zwei Jahren ist das Budget etwas knapper, da wir mit denselben Einkommen zwei Haushalte finanzieren müssen. So habe ich jetzt z.B. keine Putzfrau mehr, was mein jüngerer Sohn mit Erstaunen kommentierte: ‹Mama, sind wir jetzt arm?› Wir müssen uns zwar nicht wirklich einschränken, aber bewusster mit dem Geld umgehen, was ich den Kindern auch immer mal wieder erkläre. Und ganz ehrlich, wenn ihre Definition von Armut die ist, dass man sich keine Reinigungskraft mehr leisten kann, dann ist es vielleicht auch ganz heilsam und lehrreich, etwas aufs Geld schauen zu müssen.»

Gerne möchten wir auch von euch wissen, wie ihr es handhabt mit dem Taschengeld. Schreibt eure Meinung direkt unter diesen Artikel oder macht mit der bei Diskussion auf Facebook oder Insta

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