In Matto Kämpfs Geschichte «Tierweg 1» sind die Reptilien versiffte Anarchisten, die in Bergen von schmutzigen Tellern hausen, laut Musik hören, den Abfall ins Treppenhaus werfen und die Wärmelampe voll aufdrehen. Die WG am Tierweg 1, ein bunter Haufen Krokodile, Leguane, Chamäleone, Schlangen und Eidechsen, ist den anderen Hausbewohnern ein Dorn im Auge. Vor allem die Säugetiere ärgern sich grün und blau. Diese sind «fleissig und entwickeln sich ständig weiter. Sie putzen jeden Tag die Wohnung und schrubben das Treppenhaus.» Klar, dass die beiden Lebenswelten aufeinanderprallen. Im Keller wohnt zudem eine schleimige Amphibien-Sippe, aber die mischt sich vorerst nicht gross in den Nachbarskrieg ein, Hauptsache es ist schön feucht und schimmlig.
Die WG am Tierweg 1, ein bunter Haufen Krokodile, Leguane, Chamäleone, Schlangen und Eidechsen, ist den anderen Hausbewohnern ein Dorn im Auge.
Der verschrobene Humor des Berner Autors Matto Kämpf kommt auch im Kinderbuch «Tierweg 1» aus dem Jahr 2014 voll zur Geltung. Die passenden knalligen Bilder dazu liefert der Neuenburger Illustrator und Comiczeichner Noyau. Diese fallen im Gegensatz zu Kämpfs lakonischem Schreibstil teilweise eher drastisch aus. Etwa die Doppelseite, die ein gehäutetes «Vermittlungs-Rind» zeigt, das die Reptilien-WG fluchtartig verlässt. Kämpf und Noyau entwerfen wunderbare Charaktere. Zum Beispiel den Putz-Pitbull, der für Sauberkeit im Treppenhaus sorgt, ein Hausbesitzer-Wolf mit offenem Hemd und Papiersäcken voller Geldscheine oder ein staubsaugender Esel mit hässlicher Designerbrille, das «Schöner Wohnen»-Magazin auf den Sofa griffbereit. Grossartig auch die Auflösung: Die Säugetiere ziehen in eine familienfreundliche Siedlung, «Dort stossen sie auf ihr neues Heim an. Dazu geniessen sie leise Jazzmusik.»
«Tierweg 1» ist ein Buch, bei dem die Sympathien der Kinder ganz klar auf der Seite der ungehobelten Reptilien-Bande ist und die Vorleserinnen oder Vorleser über sprachliche Feinheiten und die treffende Charakterisierung und Darstellung der Bünzli-Säugetiere lachen muss.
Wer ein Exemplar von «Tierweg 1» gewinnen möchte, schreibt bis 13. Mai 2018, 23:59 Uhr hier einen Kommentar. Die Gewinnerin/der Gewinner wird ausgelost, benachrichtigt und muss das Buch persönlich im Chinderbuechlade an der Gerechtigkeitsgasse 26 in Bern abholen.
Um zu zeigen, wie wichtig und schön Vorlesen ist, findet am 23. Mai 2018 erstmals der Schweizer Vorlesetag statt. Auf der Website findet ihr hilfreiche Tipps zum Vorlesen. Sehr viel Inspiration rund um Kinderbücher gibts auch auf dem schönen Blog Mint & Malve, der zum Thema Vorlesen eine Blogparade gestartet hat. Schaut mal rein!
* Sarah Sartorius ist Redaktionsleiterin der Berner Kulturagenda. Sie freut sich, dank ihrer Tochter wieder in die Bücher ihrer Kindheit einzutauchen. Unter dem Titel «Eselsohren» stellt sie Lieblingsbilderbücher vor. Diese Rubrik wird unterstützt vom Chinderbuechlade Bern. Sämtliche «Eselsohren»-Buchtipps findet ihr hier.
Chinderbuechlade, Gerechtigkeitsgasse 26, Bern – www.chinderbuechlade.ch
Berner Kulturagenda – www.bka.ch