Ja, wir lieben den Wald so sehr, dass wir bereits den zweiten Beitrag darüber schreiben, der erste ist hier nachzulesen: Ab in den Wald. Unterdessen sind auch unsere jüngeren Kinder glücklich im Wald – es lohnt sich also, dranzubleiben.
Alle Familienmitglieder gestresst, hässig oder müde? Ich habe noch kein besseres Gegenmittel gefunden, als alle (vielen Widerständen zum Trotz) nach draussen zu schleppen und durch ein einsames Waldstück zu gehen. Je langsamer, desto besser, und möglichst ohne Ziel. Dass Waldbaden heilsam ist, ist auch wissenschaftlich erwiesen, ich würde es aber auch ohne Studien machen. Schöne Zusatzaktivität gerade hier entdeckt: eine fetthaltige Creme auf den Unterarm auftragen und sich dann aus Blättern, Eicheln und Co. ein temporäres Waldtattoo aufkleben.
Was in gewissen Ländern Angst und Schrecken auslöst, ist für viele Kids in der Schweiz Alltag: der Umgang mit scharfen Messern. Zum vierten Geburtstag haben bei uns alle ein Taschenmesser gekriegt (und einen Satz Pflaster dazu). Ganz wichtig beim Sackmesser: Eine Säge! Beim Schnitzen kommen die Kinder zur Ruhe, erleben Selbstwirksamkeit («Ich habe selber einen ganzen Baumstamm durchgesägt!») und trainieren erst noch die Feinmotorik. Und was sich aus so einem Holzstück alles machen lässt: vom Löffel über den Zauberstab bis zum Glasuntersetzer … Besonders schön ist die Stimmung jeweils, wenn wir Eltern gleichzeitig etwas schnitzen. Auf die Packliste für den Wald gehört das Sackmesser also ganz zuoberst hin, noch vor die Streichhölzer.
Ob Weihnachten, Geburtstag oder einen privaten Räbeliechtli-Umzug: Im Wald lässt sich so ziemlich jedes Fest feiern. Und zwar erst noch ohne Lärmbeschwerden der Nachbarn und stundenlanges Aufräumen nachher. Für uns war einer der wenigen schönen Nebeneffekte der Pandemie, zu entdecken, wie die Stimmung an einer Familienwaldweihnacht so ganz anders ist als in einer engen Stube. Wer mag, organisiert eine Schnitzeljagd, meiner Erfahrung nach geht es ganz gut auch ohne ausgefeiltes Programm: Nach einer Weile sind die meisten Kindergruppen bestens mit selbst erfundenen Aktivitäten beschäftigt.
Jeder Waldkindergarten weiss, wie leicht es sich in der Natur lernen lässt. Warum also nicht mal ein Buch im Wald vorlesen oder ein paar Malsachen mitnehmen? Bastelmaterial ist sowieso in Hülle und Fülle vorhanden, und sogar höhere Mathematik lässt sich im Wald beobachten (Fibonacci-Folge, anyone?). Was unsere Kinder mögen: Mit Wachsmalstiften Blätter durchpausen. Mit angekohlten Stöcken Symbole auf Steine machen. Naturmandalas legen. Frischen Lehm formen (findet man oft unter entwurzelten Bäumen) oder Tierspuren suchen.
Welches Kind kriegt von all der frischen Luft nicht plötzlich einen Bärenhunger? Genau wie zuhause lässt sich auch im Wald mit ganz unterschiedlichem Aufwand Essen zubereiten: Neben den Klassikern wie «Einfach so aus der Znünibox» oder Würstebraten auf dem Feuer haben wir auch schon Pizzaöfen gebaut (das bedingt passende Steine vor Ort, oftmals am Waldrand neben einer Landwirtschaftszone zu finden), in einer alten Pfanne Suppe oder vorgekochte Spaghetti aufgewärmt und Schokobananen in Alufolie gebraten. Oder warum nicht sogar die selbstgefundenen Wildkräuter verspeisen? Immer dabei bei unseren Waldausflügen: Unsere «Wald-Bialetti», die wir direkt in die Glut stellen. Nicht vergleichbar mit einem Espresso in der Bar, aber der selbstgebraute Kafi schmeckt trotzdem ganz wunderbar.
Teenies für einen Waldausflug zu begeistern, kommt bezüglich Schwierigkeitsgrad nahe an die Integralrechnung. Mit Geocaching besteht eine Möglichkeit, dass sie dem Wald vielleicht doch noch eine Chance geben. An unzähligen Orten auf der ganzen Welt (nicht nur in Wäldern) sind unterdessen kleine «Caches» versteckt, die es mit einem Smartphone und viel Spürsinn zu finden gilt – manchmal ist es fast zum Verzweifeln schwierig … Die Verbindung zwischen den digitalen und analogen Elementen dieser Schatzsuche gefällt uns am Geocaching besonders gut.
Was sind Eure liebsten Beschäftigungen im Wald?