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Wenig ist das neue Viel: Anders Einkaufen

Beim Einkaufsverhalten liegt der Schlüssel zu einem minimalistischeren Leben. Der letzte Teil der Serie.
7 Jan 2020

/ Reprise: Dieser Beitrag erschien erstmals im Januar 2018 /

Im ersten und zweiten Teil der Serie «Wenig ist das neue Viel» wurde entrümpelt und organisiert. Die Tipps im dritten Teil sind weniger arbeitsintensiv. Wir beginnen am eigentlichen Ursprungsort des Übels vom Zuviel, nämlich dem Zeug, das neu in unser Heim findet. Wer es schafft, dort anzusetzen, ist einem minimalistischeren Leben schon viel näher. Denn ich erwische mich selber regelmässig dabei, wie ich nach einer grösseren Entrümpelungsaktion die Sachen nach und nach wieder reinschleichen lasse und dann die Unordnung wieder zu entstehen beginnt.

Keine Macht den Give-aways

Migrosmania, Plastiktierli in der Apotheke, Verteilaktionen am Bahnhof: Gratiszeug ist überall, und Kinder lieben es. In den meisten Fällen für maximal 15 Minuten – zuhause liegt das Zeug dann aber 15 Wochen lang rum. Bevor ich in ein Geschäft gehe mit Give-away-Potential oder anderem Krimskrams, den meine Kinder begehren, rede ich mit ihnen darüber. Regel bei uns ist: Keine Überraschungseier, keine Gratisspielsachen, keine Heftli mit billigem Plastikspielzeug. Stattdessen können sie sich jeweils etwas zu Essen auswählen. Aber natürlich gibt es viele Überraschungsmomente, bei welchen die Kinder schneller ein Gratisdings in der Hand haben, als wir «Plastikmüll» buchstabieren können. Dann den Kindern die Freude daran lassen und später eine der Entsorgungsstrategien aus Teil 2 dieser Serie anwenden.

Einkäufe hinterfragen

Hier öffnet sich ein weites Feld unserer Konsumgesellschaft, denn beim Einkaufen spielen viele Faktoren eine grosse Rolle: unsere Einstellung zur Herkunft unserer Dinge, unser Budget, die Haltung des Partners/der Partnerin, die Konsumwünsche der Kinder, usw. Ein Ansatz ist, alle Anschaffungen, die nicht als «überlebenswichtig» gelten (hier ist das Spektrum der Definitionen sicher breit, haha) vor dem Kauf noch einmal zu überdenken. Dabei helfen drei simple Fragen:

  • Bin ich ohne das Ding gleich glücklich?
  • Könnte ich etwas schon Vorhandenes verwenden, das den gleichen Zweck wie das Ding erfüllt?
  • Kann ich ein solches Ding leihen, wenn ich eines brauche? Z.B. bei den Eltern, Freunden, Nachbarn oder einer Shareconomy Plattform wie sharely oder Pumpipumpe?

Umgang mit Geschenken

Der grosse Weihnachtsgeschenkewahn liegt hinter uns, das Thema Schenken ist aber immer wieder aktuell. Wenn ihr auch an Geschenkeüberflutung leidet: im Voraus planen hilft, denn viel Unerwünschtes lässt sich mit gut gesteuerter Information im Vorfeld bestens umschiffen. Was wir ausprobiert haben:

  • Online-Wunschzettel auf dem Grosseltern und Tanten ankreuzen können, was sie schenken werden, damit es keine Doppel- oder Notgeschenke gibt. Idealerweise mit viel Vorlaufzeit verschicken, bevor die super organisierte Grossmutter schon Pyjamas Nr. 12 und 13 eingekauft hat …
  • Ganz ausdrücklich wünschen wir für unsere Kinder zu Geburtstag oder Weihnachten jeweils Erlebnisgeschenke zusammen mit Grosseltern, Gotten und Göttis – jedesmal ein Highlight für unsere Kids. Sie kamen so schon in den Genuss von Besuchen im Verkehrsmuseum Luzern, auf dem Ponyhof und im Streichelzoo, davon reden sie auch nach Jahren noch. Für Verwandte, die unbedingt mehr als einen Gutschein schenken wollen, lässt sich das auch gut kombinieren: Ein Buch zum Thema des Museums, das man zusammen besuchen wird, oder ein paar Gummitiere zur Ankündigung des Zoobesuchs – und schon hat man ein super Päckli!
  • Schenken nach dem 4 Geschenke-Prinzip: Etwas zum Lesen, etwas Gewünschtes, etwas Benötigtes und etwas zum Anziehen.
  • Es wagen, weniger zu schenken. Aus verschiedenen Gründen haben wir uns diese Weihnachten entschieden, unsere Kinder im kleineren Rahmen als auch schon zu beschenken – was uns gar nicht so leicht fiel. Wir beide hatten kurz vor der Bescherung plötzlich das Gefühl, dass wir doch noch mehr Sachen für unsere Kinder hätten kaufen sollen. Zum Glück haben wir uns nicht beirren lassen. Die Freude bei den Kindern war genau so gross, und sie haben kaum nach den Sachen gefragt, die auch noch auf ihrer Wunschliste standen.

Konsequenz auch bei Sachen aus zweiter Hand!

Ihr kriegt regelmässig getragene Kinderkleider, Spielsachen und anderes von jemandem mit grösseren Kindern? Super, denn damit lässt sich oft viel Geld und Einkaufsstress sparen! Allerdings merke ich an mir selber, wie ich mit günstigen oder Gratissachen viel weniger rigoros bin als mit Neuem. Also: Sobald die Sachen da sind, sortieren. Und nur behalten, was wirklich gefällt und nötig ist. Was noch zu gross ist, schön beschriftet im Keller lagern und alles andere entweder umgehend retournieren oder direkt weitergeben. Aufpassen bei Vorratskäufen: Die superherzige Daunenjacke aus den Secondhandshop für übernächsten Winter? Die Gefahr ist gross, dass das Teil bis dann entweder vergessen geht, den Motten zum Opfer fällt oder nicht mehr gefällt. Bei Fehlkäufen in der Brockenstube (passieren mir immer wieder): Statt das Zeug im Schrank zu hüten, bringe ich es einfach möglichst bald wieder zurück und buche die Ausgaben als wohltätige Spende ab. Stets in der Hoffnung, beim nächsten Mal ein bisschen besser zu entscheiden.

Die Versuchung bremsen

Es ist sauschwierig, den Konsumverlockungen zu widerstehen, wenn uns irgendwo 50% Sale angeboten wird. Man kriegt das Gefühl, man dürfe das nicht verpassen! Deshalb: Werbekataloge und -newsletter abbestellen. Den Schlussverkauf meiden, wenn man nicht gezielt sucht.  Und manchmal hilft die Vorstellungskraft: Ich stelle mir im Ausverkauf immer vor, wie die Sale-Sachen von ganz vielen Leuten vorher verschmäht wurden. Dann haben sie auch auf mich gleich weniger Anziehungskraft.

Ein Plätzchen für das Neue

Was jetzt noch in den Haushalt kommt, dem wird idealerweise gleich ein Ort zugeordnet, wo es bei Nichtgebrauch versorgt wird (ihr erinnert euch an Teil 1: «Jedem Schätzchen sein Plätzchen»). Das ist wenig Aufwand, hat aber einen grossen Effekt – gerade Kinder können sich meistens sehr gut merken, wo etwas hinkommt, wenn man es ihnen zu Beginn aktiv gezeigt hat.

Was sind eure Tricks, um unerwünschte Sachen gar nicht erst ins Haus zu lassen? Und wie geht ihr mit ungeliebten Geschenken um?