Weniger Zeug bedeutet mehr Zeit. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ein minimalistischeres Leben mit Kindern. Teil 1: Reduzieren.
/ Reprise: Dieser Beitrag erschien erstmals im Januar 2018 /
Ist der Januar nach dem Weihnachtsüberfluss bei euch auch dem Aufräumen, Sortieren und Reduzieren gewidmet? Warum Minimalismus Familien gut tut, ist auf dem Blog becoming minimalist schön festgehalten. Kurz zusammengefasst: Die Reduktion auf das Wesentliche in unseren Leben soll uns mehr Ruhe, mehr Zeit für Beziehungen und grössere finanzielle Freiheit bringen. Klingt plausibel, ist aber in der Umsetzung nicht ohne. Der Weg zum Weniger ist für viele erstmal ein zeitlicher und emotionaler Aufwand. Oft fühlte ich mich fast erschlagen, wenn ich mir vornahm, zu entrümpeln. Wo beginnen? Wie soll ich das anpacken, wenn nicht nur die Schränke, sondern auch die Tagespläne eh schon bis zum Rand voll sind?
Eines vorneweg: Wer reduzieren will, muss es einfach zur Priorität machen. Wer dazu (noch) nicht bereit ist, lässt es besser bleiben – solange es für einen stimmt, kein Problem. Ziel ist ja nicht, dass die Wohnung Instagram-würdig aussieht, sondern dass sich die Familie drin wohlfühlt. Und da sind die Präferenzen einfach sehr verschieden. Manche sind pudelwohl in einer vollen Wohnung, andere macht es ganz verrückt. Mir persönlich tut es gut, viel freien Raum und Ordnung in meinem Zuhause zu haben, ein «Gnursch» macht mich schnell nervös und unwohl.
Wenn also die Prioritäten geklärt sind, hier Tipps zum Entrümpeln in kleinen Schritten.
- In Kategorien denken: Für mich das A und O eines überschaubaren Kinderzimmers: Lego, Bastelsachen, Brio, Puzzles, Verkleiderlizeug, Gummitiere etc. erstmal sortieren. Dann für jede der Kategorien einen Ort oder Behälter definieren – somit ist auch schon kleinen Kindern klar, wo was hingehört. Was nicht im Behälter Platz hat, kommt weg oder in die hauseigene Ludothek (davon mehr in diesem Beitrag). Alles, was nicht einer Kategorie zuzuteilen ist, schaue ich mir genauer an und wird meistens ausgeschaubt. Oder dann müssen die Kinder kreativ sein und sich eine neue Kategorie ausdenken.
- Nur ein bisschen vorwärts kommen ist auch gut: Bei Überwältigungsgefühlen in kleinen Schritten arbeiten. Sich täglich eine Schublade/ein Schrankregal vornehmen und sich dann langsam durch die Wohnung arbeiten. Schon in 15 Minuten kann man einen kleinen Bereich nachhaltig entrümpeln, wenn man die nicht mehr verwendeten Sachen direkt in drei Kisten (Keller/Brocki/Müll) packt. Sehr wichtig: Diese Kisten ausserhalb der Reichweite anderer Familienmitglieder aufbewahren! Bei uns sind schon viel zu oft Dinge wieder zurückgewandert, die bereits aussortiert waren …
- Mit gutem Beispiel vorangehen: Bevor die Spielzeugkiste drankommt, entrümpeln die Eltern am besten mal die Küche/das Büro/die Garage und zeigen den Kindern dann, wovon sie sich trennen – und warum. Das ist zwar noch kein Garant fürs Kinderzimmerausmisten ohne Reklamationen, hilft aber trotzdem ungemein.
- Kaputt muss weg: Was nicht mehr intakt ist, kommt fort. Entweder in die hauseigene Reparaturabteilung (bei uns eine Kiste im Schrank, deren Inhalt je nach verfügbarer Zeit irgendeinmal abgearbeitet wird) oder in den Müll. Kaputtes Zeug lädt meistens zu unsorgfältigem Gebrauch ein und macht einfach keine Freude – das Stichwort zum nächsten Tipp:
- Does it spark joy? Marie Kondo hat diesen banalen, aber wirkungsvollen Rat zu grossem Erfolg gebracht: Den fraglichen Gegenstand in die Hand nehmen und auf das Bauchgefühl hören. Wenn es einem Freude macht, behalten. Wenn der Körper nein sagt, weg damit. Auch wenn es das letzte Geschenk der Grossmutter / sackteuer / das Schnäppchen des Jahres war. Klingt blöd, hilft mir und unseren Kindern aber: Wir bedanken uns beim Objekt/dem Schenkenden noch ein letztes Mal – und dann Adieu.
- Duplikate loswerden: Einfach und nicht so schmerzlich: die zweite Garnitur an Sachen loswerden. Die Schüssel, die wir eigentlich gar nicht so mögen, behalten für den Fall, dass die Lieblingsschüssel mal zu Bruch gehen sollte? Nichts da, dann lieber in der Brocki einen neuen Liebling finden oder sich zu Weihnachten eine Schöne schenken lassen. Bei den Duplikaten hilft einem auch die folgende Regel:
- 20/10 Regel: Falls bei einem Gegenstand immer noch nicht klar ist, ob er weg soll: Wenn das Objekt in Frage innerhalb von 20 Minuten (gemeint ist die Erreichbarkeit eines Ladens) für weniger als 10 Franken ersetzt werden kann, gebe ich es weg. Gerade Haushaltsgegenstände sind in Brockenhäusern sehr einfach und spottbillig zu erhalten. Beispiel Dosenöffner: Dass noch ein Ersatzdosenöffner im Keller war, merkte ich erst dann, als der Neue schon in der Schublade lag. Solche Dinge bewahre ich also grundsätzlich nicht mehr auf.
- Jedem Schätzchen sein Plätzchen: Ein klar designierter Ort für alles ist für mich das Hauptkriterium, damit sich die Ordnung nicht nach vier Tagen wieder verflüchtigt. Das können sich auch Kinder gut merken. Bei 95 Prozent aller Dinge auch gut umsetzbar. Den Rest werde ich aber höchst wahrscheinlich nie bewältigen – da ist der einfachste Weg eine designierte Schublade für offiziell Heimatloses.
«Der einfachste Weg, dein Zeug zu organisieren? Werde den grössten Teil davon los!»
The Minimalists.
Wohin nun mit den aussortierten Sachen? Einfach wegwerfen? Halt! Jemand anderes kann die Sachen vielleicht noch brauchen. Oder sogar ihr selber, einfach in anderer Form. Im nächsten Teil unserer Serie «Wenig ist das neue Viel» widmen wir uns deshalb dem neuen Leben für aussortierte Dinge.