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Weniger Plastik mit Kindern: So gehts

Plastik ist ein riesiges Umweltproblem. Bei diesen 10 Dingen lässt es sich leicht vermeiden – und oft sogar durch etwas Schöneres ersetzen.
Kooperation
12 Sep 2017
Bilder — Bruna und Yvo Casagrande

«Schütze die Welt, in die unsere Kinder geboren werden»: Der Slogan der aktuellen WWF-Kampagne legt den Finger auf unseren wunden Punkt. Wenn wir bedenken, wie es um unseren Planeten steht – wie stark die Meere zum Beispiel durch Plastik verschmutzt sind –, wird uns ganz schwindelig. Wie werden unsere Meere in 30 Jahren aussehen, wenn unsere Kinder vielleicht mit ihren Kindern mal am Strand spielen? Gibt es dann überhaupt noch Meeresschildkröten? Und wie gross wird bis dann der Great Pacific Garbage Patch sein, der jetzt bereits die Grösse der USA hat? Auch im Binnenland Schweiz darf uns dieses Thema nicht egal sein, denn viele der hier konsumierten Produkte stammen aus Ländern, in welchen Gift und Müll direkt ins Meer entsorgt werden. Der Berner Künstler Harald Reichenbach startet in diesen Tagen ein Kunstprojekt zu genau diesem Thema.

Die verschiedenen Probleme, die Plastik verursacht, sind im Grunde bekannt: Gewisse Inhaltsstoffe von Plastik können für unsere Gesundheit problematisch sein (z.B. hormonwirksame Substanzen in Weichmachern). Mikroplastik löst sich beim Waschen aus synthetischen Textilien und landet am Ende in Fischen und Meerestieren. Einwegplastik, tausendfach verwendet für Verpackungen, wird nur kurz gebraucht und endet dann entweder in der Verbrennung (in der Schweiz), in einer Mülldeponie im Boden (in vielen anderen Ländern) oder eben im Meer. Herzig dargestellt sieht das dann so aus. Und in der Realität so (eher nichts für zart Besaitete).

Eine Welt ohne Plastik ist zwar eine Utopie, aber im Alltag lässt sich der Plastikverbrauch recht einfach reduzieren. Wir stellen euch 10 Bereiche vor, in denen wir in unseren Familienleben Erfahrungen mit der Umstellung auf Plastik-Alternativen gesammelt haben.

  • Einkaufen Der allerwichtigste Punkt – hier beginnt der ganze Kreislauf, und hier haben wir Konsumentinnen und Konsumenten viel Macht! Das Internet ist voll von Tipps, wie man möglichst plastik- und abfallfrei einkauft, Bea Johnson hat mit ihrem Buch einen Grundstein der Zero-Waste-Bewegung gelegt. Auch wir versuchen, möglichst vieles unverpackt einzukaufen. Das geht super  auf dem Märit oder in Bern im Lorraineladen und seit einigen Tagen auch im Berns erstem Unverpacktladen, der Palette Bern. Dazu haben wir immer ein paar Stoffbeutel in verschiedenen Grössen dabei, für den Grosseinkauf dann auch ein paar Einweggläser. Noch nicht umgesetzt, aber auf der To-Do-Liste: Fleisch, Fisch und Käse im Offenverkauf in die mitgebrachten Gefässe abfüllen lassen. Die Kinder kann man wunderbar in den Einkauf einbeziehen und ihnen die Aufgabe stellen, Lebensmittel ohne Plastikverpackung zu finden. Und auch eine Prise Aktivismus kann manchmal etwas zum Positiven bewegen: Wir nehmen uns vor, beim nächsten unnötig verpackten Produkt, auf das wir nicht verzichten wollen, ein Mail an den Produzenten zu schicken, und darum zu bitten, eine plastikarme Version zu entwickeln. Steter Tropfen höhlt den Stein.
  • Znüniböxli gibt es in allen Farben und Formen. Der allergrösste Teil davon ist jedoch aus Plastik. Plastikfreie Alternativen gibt es aber! Wir vom Kleinstadt-Team schwören auf Kivanta und die Alubox von Sigg. Vorteil dieser Boxen: Man kann sie auch easy als Lunchbox oder für ein Eltern-Picknick verwenden, ohne dass einen alle schräg anschauen, weil man mit einer Elsa- oder Cars-Box daherkommt. PET-Flaschen sind einfach zu ersetzen durch Metallflaschen, die kleinen Sigg-Flaschen eignen sich besonders gut für noch kleine Kinderhände. Dort ist allerdings der Verschluss auch aus Plastik, wie bei den allermeisten Trinkflaschen. Für Mama und Papa bietet sich eine grössere Flasche an, evtl. sogar isoliert, da kann im Winter nämlich auch mal heisser Tee oder eine Suppe mit in den Wald. Sandwiches lassen sich in Wachstuch statt Klarsichtfolie einwickeln, das ist wiederverwendbar, plastikfrei und duftet nach Bienenwachs. Und wer auch beim Zvieri gerne Ordnung hält, packt diese Siebensachen in Stoffsäckli, die polstern und machen Freude beim Auspacken.
  • Feuchttücher und Plastiksäckli sind ja schon praktisch für unterwegs. Wir können aber auch ganz gut ohne. Ein Nuscheli und die besagte Wasserflasche machen Kindermünder genau gleich sauber und das erst noch ohne zweifelhafte Inhaltsstoffe. Besser als 1000 Plastiksäckli taugt ein Wetbag, der nasse Sachen auslaufsicher nach Hause bringt und sich immer wieder verwenden lässt.
  • Es gibt wunderbares Spielzeug aus Holz, das auch Kindern gefällt, ja. Aber meistens sind die Plastiksachen eben doch cooler. Wir finden: Beides ist gut und am besten, wenn man möglichst gebraucht kauft oder in der Ludothek ausleiht, bei einem Neukauf auf stabile Verarbeitung und Langlebigkeit achtet und nicht mehr bespielte Sachen weiter gibt. Weniger ist mehr: Nach draussen am besten gar kein Spielzeug mitnehmen, sondern immer wieder neu entdecken, was Wald und Wiese zu bieten haben. Und in der Badi und auf dem Spielplatz lassen sich Streite um Schüfeli und Chesseli leichter schlichten, wenn beides bereits vorhanden ist (gespendet wegen Nichtmehrgebrauchs) – herrenlos und für alle da.
  • Schweizer sind grosse Funktionsklamotten-Fans – und steuern mit jedem Fleecepullover und Mikrofaserleibchen einen Beitrag zur Wasserverschmutzung durch Mikroplastik bei: Die winzigen High-Tech-Fasern passieren beim Waschen jeden Filter und halten sich als Kunststoffpartikel ewig im Wasserkreislauf. Wer bei Kleidung auf Naturmaterialien setzt, tut dagegen auch seiner und der empfindlichen Kinderhaut was Gutes: Sie wirkt temperaturregulierend, fühlt sich angenehm an, sieht schön aus. Und muss weniger oft gewaschen werden. Damit macht sie uns länger mehr Freude.
  • In der Küche bewährt sich Glas statt Tupperware – hilft auch beim Vermeiden von Food Waste.  Statt Plastik-Kindergeschirr haben wir ein Set günstiger Teller und Gläser aus der Brocki auf Lager, und auf Kunststoffröhrli verzichten wir, seitdem wir das oben erwähnte Video gesehen haben – wie wärs stattdessen mit einem Strohhalm aus Edelstahl?
  • Putzmittel selber machen ist ebenfalls easy peasy: Zitronenschalen in weissen Essig einlegen, 1 Teil Essig mit 3 Teilen Wasser verdünnen und ein paar Tropfen Eukalyptusöl dazu. Abgefüllt in eine alte Spritzflasche reicht das für die meisten Reinigungsarbeiten in Bad und Küche. Hartnäckigen Schmutz, z.B. im Backofen, mit Backpulver bestreuen und dann mit reinem Essig besprühen, einwirken lassen und wegputzen.
  • Nicht unbedingt kinderspezifisch, aber trotzdem: Kaum zu glauben, aber sogar in vielen Shampoos (und überhaupt in Kosmetika) hats Mikroplastik. Die so genannten Phthalate sorgen für eine angenehme Konsistenz, sind zu klein, um gefiltert zu werden, und gelangen so in Binnengewässer und Meere, wo sie sich ansammeln. Die gute Nachricht: Auch Shampoo lässt sich tipptopp ersetzen! Beispielsweise mit Roggenmehl. 2 EL (ganz fein gemahlenes, gibts in der Landi) mit etwas lauwarmem Wasser zu einer Pampe rühren und wie Shampoo verwenden. Nach Bedarf noch 2-3 Tropfen Teebaumöl oder Bergamotte-Öl rein (für die Kopfhaut und den Geruch). Gut auswaschen und gegen Ende mit Zitronenrinse (2 EL auf eine Flasche Wasser) nachspülen. Ab und zu (alle paar Wochen) mit Natron reinigen (2 Teelöffel auf wenig Wasser), hilft gegen den Talg.
  • Deo: Das beste ist selbstgemacht, alu- und plastikfrei! Hier das simple Rezept. Wir – und viele unserer Leserinnen und einige Leser, wie wir unterdessen gehört haben – schwören drauf. In der schweisstreibenden Stillzeit hat sich der Zusatz von etwas Teebaumöl bewährt.
  • Zu guter Letzt: Wir habens versucht, und ja, es gibt sie: schöne, einfach zu handhabende Windeln aus Stoff. Die ganz ohne magischen Plastik-Saugkern trocken halten und nicht auslaufen. Die sich spätestens dann auch finanziell lohnen, wenn mehrere Kinder damit gewickelt werden. Aber wir sind gescheitert, weil man sie waschen muss. Und trocknen. Und falten – wo sich doch schon die bestehenden Wäscheberge niemals abtragen lassen. Gäbe es hierzulande einen Windelservice wie diesen, wären wir sofort dabei. Wir versuchen unterdessen, die Windelzeit unserer Kinder möglichst kurz zu halten. Mehr dazu bald hier!

Natürlich sind auch wir noch sehr weit weg von einem wahrhaft ökologischen Lebensstil. Da müssten wir auch auf die gelegentlichen Städtetrips mit dem Flugzeug, das Auto und viele weitere Dinge verzichten. Wir tun vorerst mal, was wir können (und vielleicht auch einfach nur das, was nicht wirklich wehtut), mit dem Ziel, Schritt um Schritt unsere Leben noch etwas nachhaltiger zu gestalten.

Was habt ihr für Ideen zur Plastikreduktion? Und was macht ihr für die Welt unserer Kinder? Teilt eure Ideen mit dem Hashtag #forgenerationstocome und helft mit, diese Kampagne bekannter zu machen! Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem WWF.

Weiterlesen: Wir alle können dazu beitragen, dass wir unseren Kindern einen gesunden Planeten hinterlassen. «wir eltern»-Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann hat fünf Tipps für den Alltag.