Prominente Vaterfiguren in der Kinderliteratur gibt es scheinbar reihenweise: Pippi Langstrumpfs Piratendaddy, Wickies Vater Halvar, Ronjas Räubervater Mattis, Donald Duck, Balu der Bär, Homer Simpson, Papa Moll, Herr Taschenbier, Ersatzvater des «Sams» … Bei genauerem Hinsehen allerdings fällt auf, dass die väterlichen Helden fast ausschliesslich in zwei Kategorien fallen: lustiger Lulatsch oder Randfigur.
Grundsätzlich ist gegen etwas tolpatschige Papas nichts einzuwenden; Geschichten von gewitzten Kindern funktionieren ja gerade wegen der Unbeholfenheit und Borniertheit der Erwachsenen so grossartig. Doch viel häufiger sind Väter schlicht abwesend. Brancos («Die rote Zora») wie auch Babars Väter beispielsweise sind derart irrelevant, dass beide beim Tod der Mutter automatisch zu Waisen werden. Bei Pippis Papa ist das zwar nicht der Fall, doch auch sein herausragendstes Merkmal – abgesehen vom Seeräuberbauch – ist seine Abwesenheit. Auch in vielen modernen Kinderbüchern ist der Vater faktisch nicht existent. Mutti deckt den Tisch, während man vom vielbeschäftigten Papi gerade noch den Mantelzipfel zur Tür hinaus verschwinden sieht. Wenn überhaupt.
In vielen modernen Kinderbüchern ist der Vater faktisch nicht existent. Mutti deckt den Tisch, während man vom vielbeschäftigten Papi gerade noch den Mantelzipfel zur Tür hinaus verschwinden sieht.
Eine neue, auf politische Korrektheit getrimmte Kinderbuchgattung gibt Gegensteuer. Dazu gehört eine Schwemme von Papabüchern («Papa Brumm», «Ich hab dich lieb, Papa»), vereinzelte Mamabücher («Meine Mama ist ein Superheld»), aber auch Bücher mit explizitem Fokus auf Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern, binationalen Eltern, geschiedenen Eltern, Eltern mit umgekehrter Rollenverteilung. Das ist natürlich richtig so, und auch wenn die gute Absicht in ihrer Aufdringlichkeit zuweilen etwas nervt, findet man in dieser Sparte durchaus schöne Bücher.
Doch wo sind die normalen Väter? Nicht die betont emanzipierten Exemplare in den Papabüchern; auch nicht die lustigen Hanswurste oder die Gutenachtkusspapis, die auf der letzten Buchseite noch rasch das abendliche Urbi et Orbi sprechen – sondern die sich ganz selbstverständlich kümmernden Alltagsväter?
Auch wenn man nach den männlichen Butterbrotstreichern etwas länger forschen muss: Es gibt sie. Hier ein paar Favoriten.
Offenbar gibt es mehr tolle Vaterfiguren, als man meinen könnte, wenn man gut genug hinschaut. Jedenfalls findet man auf der «Papa-Liste» von Christian Meyn-Schwarze eine Vielfalt von Kinderbüchern, in denen Väter mehr sind als Randfiguren.
Wer ein Exemplar von «Nick und der Wal» gewinnen möchte, schreibt bis 31. August 2017, 23:59 Uhr ein E-Mail an verlosungen@kleinstadt.ch. Die Gewinnerin/der Gewinner wird ausgelost, benachrichtigt und muss das Buch persönlich im Chinderbuechlade an der Gerechtigkeitsgasse 26 in Bern abholen.
* Catherine Bauer ist Bildungsforscherin und seit kurzem Mutter eines kleinen Buben. Für Kleinstadt hat sie bereits ihre besten Gotti- und Götti-Tipps zusammengetragen – hier nachzulesen. In der Rubrik «Eselsohren» stellen wir jeden Monat unsere Lieblingsbilderbücher vor. Sie wird unterstützt vom Chinderbuechlade Bern. Hier alle bisher erschienenen Tipps.
Chinderbuechlade, Gerechtigkeitsgasse 26, Bern – www.chinderbuechlade.ch