Erste Schneeausflüge mit Kindern können eine Herausforderung sein. Mit diesen gesammelten Ideen gehts einfacher.
Vor Jahren habe ich mit unserem 2,5 Jahre alten Sohn und Freunden ein paar Tage im winterlichen Engadin verbracht. Es war kalt, ich hatte eine tiefsitzende Wintersport-Aversion und war schlecht informiert – das ganze Erlebnis war leider nur beschränkt lustig. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut an das weinende Kind auf dem gefrorenen St. Moritzersee – wohl einfach, weil ich es nicht warm genug angezogen hatte … Da Lernen aus Erfahrung zu unseren Lieblingsbeschäftigungen gehört, haben wir uns bei ein paar Schneeprofis umgehört und die wichtigsten nervenschonenden Ratschläge gesammelt. Vielen Dank an Milena Salzmann, Gian Stäubli, Catherine Bauer und Sandra Nenning für Eure Tipps! May the snow be with you.
Ausrüstung
- In gute Winterschuhe investieren. (Das gilt viel mehr noch für die Eltern; eine Lektion, die ich erstaunlich lange nicht lernen wollte). Wir schwören auf Einlagesohlen (zum Beispiel in grösseren Migros), die schützen kleine Füsse zusätzlich vor Kälte.
- Immer Ersatzkleider dabeihaben (mindestens 1 Set, eine Grösse die allen im Notfall passt), z. B. ein Paar Unterhosen, ein Paar Leggins, Ersatzhandschuhe und Reservesocken für die Rückreise. Weil der Schnee irgendwie doch immer einen Weg in die Schuhe unserer Kinder findet.
- Immer zuzuschlagen, wenn’s in der Börse Seide-Wollsachen gibt (Leggings und Unterhemden). Sowieso ist die Börse eine wahre Schatzkammer, wenn es um Kinder-Winterausrüstung geht. Die Sachen werden selten gebraucht und sind nach bereits einer Saison wieder zu klein und entsprechend oft noch sehr gut erhalten. In der Börse Balu in Köniz oder im Encore in Bern finden wir die nötige Winterausrüstung zu einem Bruchteil des Neupreises. (Link-Tipp hierzu: Unsere liebsten Secondhand-Börsen für Kinderkleider in Bern)
- Skiausrüstung mieten oder kaufen? Die Antwort auf diese Frage ist sicher stark abhängig von der Nutzungsfrequenz, dem Budget und den zeitlichen Ressourcen. Bei Börsen (für Skiausrüstung & Co. zum Beispiel die in Niederwangen), Tutti und Ricardo findet sich ein riesiges Angebot, und bei mehreren Kindern lohnt sich die Anschaffung von Gebrauchtsachen meistens gegenüber einer Miete.
- Kinder ihre neuen Skischuhe idealerweise zuhause eintragen lassen. Wenn ihr den Parkett schonen wollt, kann man auch mal in Skischuhen einkaufen gehen (und das Ganze dann mit einer Berni-Schär-Stimme kommentieren).
- Schneetrip mit mehreren Kindern: Sehr gut überlegen, was und wie man alles mitnimmt auf die Piste. Gut eignen sich Rucksäcke, auf die man Skis draufschnallen kann, das hält die Hände frei.
Anreise und Zeitpunkt
- In die Schneeferien reisen geht auch mit dem Zug, wenn man die Destination gut wählt und Schlitten, Skis etc. vor Ort mietet. Wochenmiete ist oft gar nicht so teuer. Vor der Zugreise unbedingt schauen, ob es ein Snow&Rail-Angebot gibt und ob man das Gepäck am Vorabend schon aufgeben kann. Wenn man am Wochenende reist, lohnt es sich, die Sparbillette in der ersten Klasse zu checken; da gibt es dann oft bessere Angebote als in der Holzklasse. Das Engadin zum Beispiel ist super mit dem Zug erreichbar, und die Albulastrecke ist schon ein tolles Abenteuer für sich.
- Wer mit dem Auto anreist: Kindern im Autositz immer die Winterjacke und Schneehosen ausziehen! Der Gurt liegt sonst zu weit vom Körper entfernt, was schlimme Verletzungen bei einem Aufprall mit sich bringen kann. In diesem Video sieht man, was genau passiert.
- Dem Stossverkehr ausweichen: Ideal ist, wenn man antizyklisch fährt und beispielsweise schon am Freitagabend anreisen und irgendwo übernachten kann. Oder am Sonntagabend lieber gemütlich noch im Skigebiet (oder unterwegs) Znacht essen und dann halt erst um 19 Uhr zurückfahren, anstatt noch eine Stunde im Stau zu stecken. Das macht es viel entspannter für die Familie. Wer die Möglichkeit hat – wieso nicht mal unter der Woche auf die Piste z. B. am Mittwochnachmittag oder einmal die Kinder am Morgen mit einem Halbtag aus der Schule nehmen? Im Januar und März hat es immer viel weniger Leute als im Februar und während den Weihnachtsferien.
- Falls es eine Ferienwohnung auszuwählen gilt: am besten direkt an der Piste/Loipe/Winterwanderweg/Shuttlebushaltestelle — nur ja nicht noch den Hügel rauf kraxeln müssen nach dem Skifahren!
Skifahren
- Für die ersten Skiversuche lohnt sich ein kleiner Übungshügel, vielleicht mit einem Zauberteppich fürs Hochfahren. In vielen Skigebieten sind solche Übungspisten ohne teure Tageskarte oder zumindest für einen günstigeren Betrag zugänglich.
- Für Anfänger ist es ideal, wenn man ein paar Tage hintereinander auf die Piste kann. Wenn möglich: schönes (und nicht zu kaltes) Wetter wählen.
- Genug Pausen einplanen. Die Kinder werden schnell müde, erholen sich dann aber auch schnell wieder. Kurze Pausen mit Zwischenverpflegung bringen viel. Manchmal müssen sie auch einfach nur kurz an die Wärme.
- Die wichtigste Regel beim Skifahrenlernen ist übrigens ganz einfach (gilt für Erwachsene und Kinder): Hände auf die Knie und Pizza machen (aka Stemmbögele)! Damit hat man gleich die richtige Haltung und das Bremsen fällt auch leichter. Für die ersten Versuche helfen auch solche Grätli wie die Skilernhilfe easy turn. Geht auch mit einem langen Schal. Auch praktisch: So Fixierteile für vorne an die Skis, damit die sich nicht immer überkreuzen. Die können vielerorts auch bei Skilehrer*innen oder beim Skiverleih ausgeliehen werden.
- Für Eltern: Kinder nicht zwischen die Beine nehmen beim Skifahren. Die Kinder verpassen so das Fahrgefühl zu lernen und die Eltern haben im schlimmsten Fall einen Rückenschaden. Kinder so viel wie möglich selber fahren lassen, also besser entsprechende Pisten wählen und eine gute Portion Vertrauen walten lassen.
- Falls die Kinder in die Skischule gehen sollen: Mit ihnen frühzeitig darüber reden, dass sie dorthin gehen. Beim ersten Mal nur für einen Tag anmelden, in den meisten Skischulen kann man die Kids dann noch nachmelden. Grundsätzlich gilt auch beim Skifahren: Nicht zu viel wollen! Jedes Kind hat sein eigenes Tempo.
- Als Motivationshilfe kann es sinnvoll sein, mit anderen Familien auf einen Skiausflug zu gehen. Zu sehen, wie Kinder im ähnlichen Alter bereits etwas skifahren können, spornt unsere eigenen Kids am meisten an.
- Wenn die Kinder in die Skischule wollen und man noch auf der Suche nach einer Destination ist: Am besten einen Ferienort wählen, wo die Skischule im Ort unten ist und nicht oben auf dem Berg, sofern man die Kinder gerne mal versorgt haben möchte. Sonst verbringt man den halben Tag mit Bring- und Holdienst – oder fährt in der Zwischenzeit natürlich selber Ski, je nach Lust und Laune.
Schlitteln
- Jährlich verletzen sich rund 7’000 Personen beim Schlitteln, am meisten betroffen sind Beine und Füsse. Sicherheit geht also vor! Kleine Kinder immer mit Erwachsenen auf den Schlitten, hohe feste Schuhe anziehen und wenn möglich einen Helm aufsetzen. Ausserdem mit Kindern aufs Schlitteln verzichten, wenn die Bahn vereist ist. Hier findet ihr alle Tipps von der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU.
- Für Familien geeignete Schlittelwege auswählen. Wir haben gehört, die Schlittelbahn Preda-Bergün (inkl. Anreise per Bahn über Viadukte und durch Kehrtunnels) sei super für Familien, wir werden das bald testen. Oder im Berner Oberland von der Elsigenalp nach Elsigbach (wenn denn genug Schnee liegt).
- Für kleinere Ausflüge: statt die sperrigen Schlitten oder Bobs mitzuschleppen einfach ein paar robuste Plastiksäcke oder «Füdlibobs» aus Kunststoff vom Grossverteiler einpacken. Macht genausoviel Spass und geht auch im kleinsten Hügel in der Stadt! In unserer Facebook-Gruppe werden immer mal wieder Schlittel-Tipps gesucht (und gefunden!) für Schlittelausflüge in und um Bern, so zum Beispiel hier: Schlitten in der Nähe von Bern). Kennt ihr beispielsweise schon den Schlittelweg in Ostermundingen? Oder den tollen Hügel bei Rüschegg?
Sonst im Schnee sein
- Wem das Rauf und Runter auf den Pisten zu unökologisch oder zu öde ist, sollte es mal mit Langlauf probieren. Die Ausrüstung kann man vielerorts vor Ort mieten, und Kinder haben den Dreh schnell raus (es ist nämlich gar nicht so einfach, auf den dünnen Latten zu balancieren). Auch hier ist das Engadin ein Traum. Oder das Goms …
- Wir finden eh: sich nicht ausschließlich aufs Skifahren versteifen, sondern lieber in eine Ferienwohnung mit Gärtli investieren zum Schneehäuser bauen. Am besten inklusive Schlittelhügel in der Nähe.
- Snowboarden statt Skifahren mit Kindern: die Materialschlacht ist kleiner (die Schuhe dienen auch als Winterschuhe, es gibt kein Gefuchtel mit Stöcken) und das Brett kann auch benutzt werden, um zwischendurch abzusitzen oder sitzend den Hang hinunterzurutschen.
Verpflegung
- Auf einem Schneewanderweg wird aus einer angegebenen Gehzeit von 15 Minuten rasch mal das dreifache – bis alle Schneeengel gemacht sind, die Schneeballschlacht ausgetragen und acht Mal Schnee aus den Handschuhen geschüttelt wurde, dauert es … Oder die Bergbeiz ist bis zum Bersten gefüllt und die Wartezeiten dementsprechend lang. Ausreichend Zwischenverpflegung dabeizuhaben ist im Schnee ein absolutes Muss mit Kindern. Warmer Tee aus der Thermosflasche hilft ebenfalls, die müden Geister noch für den Heimweg zu motivieren.
- Timing bedenken: Wenn die Skischule beispielsweise bis um 12.30 dauert, besser selber Sandwiches mitnehmen, als wenn man dann im Restaurant noch mal eine halbe Stunde warten muss.
Und ein Geheimtipp zum Schluss
Seid wetterschlau! Wenn es neblig ist, merken die Mittelländer nicht immer, dass es in höheren Lagen schön ist. Mir ging das selber so, als ich noch in Zürich bzw. Bern gewohnt habe. Man denkt dann einfach, dass es bewölkt und nicht so schön sei, wenn man sich nicht extra informiert. Solche Wochenendtage (Hochnebel in der Stadt, Sonne in den Alpen) sind jeweils die absolut besten Skitage, weil es viel weniger Leute hat.
Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal im Januar 2020 und wurde im Dezember 2022 aktualisiert.