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Kinderbuchtipp: Als Papa noch cool war

«My Dad Used To Be So Cool» zeigt, was Eltern aufgeben für ihre Kinder. Aber auch, was sie Neues dazu gewinnen. Wir verlosen das Buch!
Kooperation
9 Sep 2019
Bild — CinCin

Väter werden in Kinderbüchern immer noch erschreckend oft als grosse Abwesende, Autoritätsfiguren oder unfähige Schussel dargestellt. Wo bleiben sie, die fürsorglichen, engagierten und ausgelassen herumalbernden Väter, für die es ja im richtigen Leben zum Glück genügend Vorbilder gäbe? Ein Buch, das all das in einer Vaterfigur zusammenfasst, ist Keith Negleys ziemlich cooles und auch ein bisschen wehmütig stimmendes Bilderbuch «My Dad Used To Be So Cool» (2016), in dem für einmal eine Mutter nicht einmal erwähnt wird. Ein kleiner Junge macht sich darin in wenigen Sätzen – genauer: in einem Satz pro Buchseite – Gedanken zu seinem Vater und dessen Vergangenheit, bevor er sein Vater war.

Früher hat der Vater in einer Rockband gespielt, ist Motorrad gefahren und hatte unglaublich Spass. Heute faltet er Wäsche, saugt die Wohnung, bindet die Schuhe seines Sohnes.

Früher hat dieser nämlich in einer Rockband gespielt, ist Motorrad gefahren und hatte unglaublich Spass. Heute faltet er Wäsche, saugt die Wohnung, bindet die Schuhe seines Sohnes und ist immer so seriös, wie dieser anmerkt. Die tätowierten Arme, die Instrumente, die in der Wohnung herumstehen und das Skateboard an der Wand erinnern noch vage an seine wilde Vergangenheit. Aber das Motorrad rostet im Garten und seine Nachmittage verbringt der Dad nicht mehr im Übungskeller, sondern auf dem Spielplatz, zu dem er mit dem praktischen Familienwagen fährt. Etwas muss passiert sein, dass er das alles aufgegeben hat, schlussfolgert der Sohn.

Das Buch thematisiert die Frage, die sich viele Kinder ab einem gewissen Alter stellen: Was haben meine Eltern für ein Leben gelebt, bevor ich auf der Welt war?

Der amerikanische Illustrator Keith Negley, von dem drei Kinderbücher erschienen sind – «Tough Guys Have Feelings Too» handelt davon, dass auch Superhelden oder Ninjas mal traurig sein können – und der für den «New Yorker» und die «New York Times» arbeitet, erzählt mit wenigen Worten und in grafischen, leuchtenden Bildern davon, was Eltern aufgeben für ihre Kinder, aber auch, was sie Neues dazu gewinnen. Gleichzeitig thematisiert das Buch die Frage, die sich viele Kinder ab einem gewissen Alter stellen: Was haben meine Eltern für ein Leben gelebt, bevor ich auf der Welt war? Wie seltsam es für Kinder klingen mag, wenn sie zu hören bekommen: «Damals warst du noch nicht auf der Welt.»

Das bisher leider nicht auf Deutsch erschienen Buch ist weder rührselig noch anbiedernd, denn auch dieser hippe Dad ist am Ende ziemlich peinlich. Und trotzdem: Was ist cooler als ein Vater, der sich liebevoll um sein Kind kümmert, den Haushalt schmeisst und auf der Rutschbahn sogar noch Spass zu haben scheint?

Sarah Sartorius ist Redaktionsleiterin der Berner Kulturagenda. Sie freut sich, dank ihrer Tochter wieder in die Bücher ihrer Kindheit einzutauchen. Unter dem Titel «Eselsohren» stellt sie Lieblingsbilderbücher vor. Sämtliche «Eselsohren»-Buchtipps findet ihr hier.

Chinderbuechlade, Gerechtigkeitsgasse 26, Bern – www.chinderbuechlade.ch
Berner Kulturagenda – www.bka.ch

Verlosung

Wer ein Exemplar von «My Dad Used To Be So Cool» gewinnen möchte, schreibt bis 17. September 2019, 23:59 Uhr hier einen Kommentar. Die Gewinnerin/der Gewinner wird ausgelost, benachrichtigt und muss das Buch persönlich im Chinderbuechlade an der Gerechtigkeitsgasse 26 in Bern abholen.