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Gärtnern mit Kindern

Bei der Gartenarbeit blühen auch Kinder auf! Unsere Tips für jede Saison.
17 Mai 2023

Unser erstes Mal im Garten hatte ich mir anders vorgestellt. Ein hübsches Eimerchen stand bereit, ich hatte ein paar Samen ausgewählt und sogar einen Mini-Rechen gefunden. Das Kind hatte andere Pläne und wollte lediglich Erdmöckchen zerkleinern, mit blossen Händen und nur das. Stundenlang. Ich lernte einmal mehr, von meinen Erwartungen und Vorstellungen wegzukommen – hin zu einem völlig entspannten Vormittag im Garten. Ich konnte jäten, machen und tun, meine Tochter war völlig zufrieden beim Zerkleinern ihrer Häufchen. Seither lautet unser Motto für den Garten: Alle können das machen, was sie wollen und: Es herrscht Frieden. «Im Garten kein Gstürm», das ist mir wichtig. Wollen die Kinder mal nichts machen und einfach nur Erde zerbröseln, ist das auch völlig OK.

Kompostieren ist cool

Seither sind schon ein paar gemeinsame Garten-Stunden ins Land gezogen. Das mit der Streitpause im Grünen klappt nicht immer, aber meistens. Was mich am meisten erstaunt: Gerade die unbeliebten Gartenarbeiten machen Kindern Spass. Bei uns wird beispielsweise darum gebuhlt, wer Rasen mähen darf. Jeannette Jost, Co-Leiterin des Gurtengärtlis, berichtet von ähnlichen Erfahrungen: Kinder können sich dort jeweils am Mittwoch- und Sonntagnachmittags während der Gartensaison unter Anleitung gärtnerisch betätigen oder etwas basteln. «Wir Erwachsenen rümpfen vielleicht erst mal mit der Nase, wenn es ums Kompostieren geht», so die gelernte Hebamme und passionierte Gärtnerin. Kinder aber hätten diese Vorurteile nicht und liebten es, den Kompost hin- und herzuschaufeln. Und schnell seien auch die Regenwürmer umgezogen – von Hand, schmunzelt Jeannette Jost.

Hier unsere lose Sammlung von Tipps für’s Gärtnern mit Kindern, passend zu den Jahreszeiten. Von einer absoluten Hobby-Gärtnerin und ohne Garantie zur Vollständigkeit – aber mit um so mehr Freude und dreckigen Fingernägeln.

Frühling: Der Spass geht los

Gärtnerisch gesehen fällt im Frühling der Startschuss für neues Leben. Das könnte euren Kindern Spass machen:

  • Samen setzen à gogo: Ich habe zuhaue ein Glas voller wild gemischter Samen, da können sich die Kinder frei bedienen, wenn sie etwas säen möchten. Ich lasse sie dann alles frei verbuddeln. Klar, die Chance, dass die Sachen artgerecht und mit dem nötigen Abstand gepflanzt wurden, ist recht klein. Aber egal: Wenn dann etwas wächst, haben alle Freude und das grosse Rätseln geht los, was das jetzt sein könnte.
  • Etwas ernsthaftere Gärtner*innen ziehen in leeren Eierschachteln beispielsweise Tomaten oder Kartoffeln vor. Das geht am besten drinnen und mit regelmässiger Überwachung punkto Licht und Wasser.
  • Die Faustregel lautet: Nach den Eisheiligen (ca. Mitte Mai) geht der Spass im Freien so richtig los. Ab dann kann wirklich sorglos alles draussen angepflanzt werden. Wir kaufen oft auch auf dem Markt Setzlinge à 10 Rappen pro Kopfsalat oder spezielle Tomatensorten auf einem Pro-Specie-Rara-Markt (am 21. Mai in der Elfenau, zum Beispiel).
  • Aktuell wächst bei uns im Garten ein kleines Kressebeet und die Gärtnerin wünscht sich seither Kresse-Sandwiches für ihr Znüni – ein absolutes Novum. Gemüse oder Kräuter im Eigenanbau machen nicht gleich aus jedem Kind ein Gemüsefan, aber es hilft auf jeden Fall.
  • Grundsätzlich dankbare Pflanzen für Kinder für den Topf oder ins Beet, da schnell wachsend, fein oder schön blühend: Beerensträucher (brauchen etwas Platz und einen guten Standort), Kapuzinerkresse (grossartige Blüten zum Essen, Angeber-Wachstum wild durch die Gegend und lustige Samenkügelchen zum Ablesen nach der Blüte), Erdbeeren, Karotten und Radieschen, Schnittsalat (wächst immer wieder nach – wie im Märchen), Tomaten (wenn man sie schon als grössere Pflanze kauft, ist es einfacher. Und so frisch vom Strauch gegessen sind eigene Tomaten so viel besser als die vom Grossverteiler!). Auch Kartoffeln machen Spass, das Ausgraben ist wie eine Schatzsuche in der Erde. Sehr beliebt auch die kleinen Schlangengurken, die akrobatisch in die Lüfte wachsen und schön knacken beim Essen.
  • Gegen die Schnecken hilft: Laut Schimpfen (Kinder und Eltern), mit viel Mitleid einsammeln und aussetzen (Kinder) und abgeschnittene Petflaschenböden oder leere Joghurtbecher rund um die Setzlinge einpflanzen (Eltern). Manchmal.

Sommer: Essbare Belohnung

Jetzt zahlt sie all die Mühe aus. Was hat überlebt? Was ist sogar gewachsen und gereift?

  • Keine Erdbeere schmeckt so fein wie die erst gepflückte: Sei es vom Erdbeerfeld Anfang Juni oder im eigenen Garten. Und ab dann geht’s los: Im Sommer kann geerntet werden.
  • Wenn schon Wasserpistolen-Schlacht, dann bitte im Garten: So werden auch gleich die Pflanzen bewässert. Ansonsten gilt: Wasser sparen. Nicht alles getrunken aus der Znüniflasche? Ab ins Beet damit! Jeder Tropfen zählt. Auch beliebt: Regenwasser sammeln: Sei es in einer richtigen Tonne oder schlicht im Becher auf dem Fensterbrett.
  • Viele Blumen blühen weiter, wenn man verblühte Blüten abschneidet. Ein super Task für Kinder: Die verblühten Knospen abschneiden und sich dann freuen, wenn eine neue nachkommt. Ein Teil der ehemaligen Blüten solltet ihr aber nach Möglichkeit stehen lassen. Leere Stängel sind beliebte Airbnb’s für Käfer und andere Insekten und viel Verblühtes (wie beispielsweise die Sonnenblume) wird zu Nahrung für Vögel.
  • Erst kürzlich gelernt: Wenn man den Salat nicht ganz abschneidet, sondern Blatt für Blatt von aussen her erntet, wachsen die Blätter eine Weile nach und der Salat ist ertragreicher als wenn man ihn komplett köpft.
  • Sehr lehrreich, spannend und effizient: Wenn die Pflanzen von Läusen befallen sind, Larven von Marienkäfern bestellen (geht ganz einfach mit Bestellkarten im Internet, dann kommen die Larven per Post). Die kleinen Larven mit dem Pinsel einzeln auf die Läuseherde setzen und dann: Guten Appetit!
  • Düngen nicht vergessen, dann ist eine gute Ernte bis in den Herbst sicher.

Herbst: Vorfreude aufs nächste Jahr

Werden die Blätter gelb, kommt immer eine leise Wehmut ins Gärtnerherz(lein): Die Saison ist bald vorbei. Es lebe die nächste Saison!

  • Für Kinder und Erwachsene super spannend: Wie entsteht eigentlich die nächste Generation Pflanzen? Welche Samen kann man ernten und aufbewahren für den nächsten Frühling? Wer pflanzt sich wie weiter? Gut geeignet sind zum zum Beispiel: Tomaten- oder Gurkenkerne, Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Sonnenblumen, Kosmea- und Mohnblumensamen. Ich lege die Samen jeweils auf ein Blatt Haushaltpapier und lasse sie trocknen, hat bisher immer funktioniert.
  • Tulpen vergraben: Im Herbst gehts ab in die Erde für viele Zwiebelpflanzen wie Tulpen, Narzissen oder Krokusse.
  • Abgeschnittene Pflanzen liegen lassen, wenn es geht und erst im Frühling wegräumen.
  • Gewisse Pflanzen einpacken, anderen einen Wintermantel aus Tannenzweigen umbinden, kleine Blätterhäuschen für Igel aufhäufen, das letzte Mal Rasen mähen: Im Garten kann schön «Tschüss und auf Wiedersehen» gesagt werden.
  • Bei uns bleiben jeweils ein paar Karotten im Topf in der Hoffnung, dass im Frühling endlich mal Schmetterlinge ihre Eier ablegen.
  • Im Herbst gilt es auch aufzuräumen, herunterzuschneiden und gewisse Pflanzen in die Wärme umzuziehen.

Winter: Dann halt drinnen

Leise rieselt der Schnee, der Garten pennt so schee …

  • Die fleissige Gärtnerin putzt ihr Werkzeug, schrubbt Töpfe oder plant das Hochbeet fürs nächste Jahr. Ich bin im Winter jeweils faul, nur das Tannenbäumchen im Topf kommt auf seine Kosten. Das kommt schon Anfang Dezember auf den Balkontisch und wird schwer beladen bis weit nach Weihnachten.
  • Im Winter erhalten die Zimmerpflanzen mehr Aufmerksamkeit und wir versuchen immer mal wieder, eine Monstera zum Anwurzeln zu bringen in einer schönen Vase. Es gelingt 50:50, ist aber immer wieder spannend. Ähnlich viel Geduld braucht auch ein Avocado-Kern. Immerhin bleibt so etwas Grün in der Wohnung.
  • Und dann geht das lange Warten und Ausharren los nach den ersten Schneeglöckchen.

Weiterlesen:
Es gibt tolle Bücher für Kinder im Garten. Zwei meiner liebsten: Was wächst denn da? von Gerda Muller oder Kinder Garten von Gesa Sander.

Wer Ergänzungen hat, her damit! Ich freue mich immer sehr über neue Tipps und Ideen in den Kommentaren.