Als unsere Tochter ein Baby war, freundete ich mich als damaliger Quasi-Altstadtbewohner mit den so engen wie verhassten Lauben an. Denn hier war ich geschützt von Wind und Wetter, konnte im Trockenen meine Runden mit dem Kinderwagen drehen und konzentriert Bücher wie etwa der Pageturner «Ich bin Zlatan» verschlingen. Ein Lied, das in diesen Stunden immer im Kopf mitsang war «L.A.» von Jeans for Jesus mit der klassischen Einstiegszeile «I loufä unger loubä u luegä wär o luegt», ein Lied über die Vereinzelung, das der Heranwachsenden schon bald einmal vorgesungen wurde. Ihre Adaption klang dann so und bestärkte mich darin, dass nicht nur altersgerechte Songs ins Kinderzimmer gehören.
Spätestens da wurde «L.A.» zum Klassiker unseres Haushalts, so wie vor einem Jahr der Instanthit «Büzlä» der St. Galler Dachs, das für Kleinkinder als Motivationslied zum Zimmer aufräumen funktioniert, für uns Erwachsene aber vielmehr ein Lied über den Egoismus der Schweizer Hüslibewohner oder auch der hiesigen Politik ist. Hier die kindergerechte Version, unten das fantastische Video mit Max Rüdlinger in der geisterbahnhähnlichen Autowaschanlage. Kurz: Rein in den Kindergarten- und Primarschulliederkanon damit.
*Benedikt Sartorius lebt als freischaffender Kulturjournalist in Bern, unterhält auf seiner Website einen Musikblog und verschickt wöchentlich den Popletter «Listen Up!». Auf Kleinstadt.ch stellt er in seiner «Plattenonkel»-Reihe einmal pro Monat neue Abenteuer in Sound vor. Hier alle bisherigen Tipps.
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