Kürzlich durfte ich ein kinderloses Wochenende in Hamburg verbringen und damit ein Wochenende in einer Stadt, in der es glücklicherweise noch gut sichtbare Plattenläden gibt. Beispielsweise den Laden Groove City, der zum Vinylstöbern einlädt und neben Funk und Jazz und Hiphop und schön Obskurem auch das Fächchen «Kinder» bzw. «Nicht nur für Kinder» im Angebot hat und also wie gemacht ist für diese Kolumne. Dort eingereiht waren beispielsweise das Album «Ausm Häuschen» der lokalen Kinderband Deine Freunde, aber auch der sehr schöne Popsong-Kindersampler «This Record Belongs to ______ » oder die famose Kindersoulcompilation «The 123s of Kid Soul», allesamt Werke, die sehr empfohlen sind.
Auch zu finden war die Platte, um die es hier nun aber kurz gehen soll. Diese stammt von einem damals siebenjährigen Buben, der sich Francis the Great nannte. «Ravissante Baby» heisst die LP aus dem Jahr 1977, auf der sich zwei lange und ziemlich unglaubliche Tracks befinden. Begleitet von einer superprofessionellen Band, die sich immer weiter in hypnotisch betanzbare Afrofunkmusik reinspielt, gibt Francis Mbarga mit seiner hellen Bubenstimme den Master of Ceremony. Eher fröhlich als eigenartig klingt das im Titelsong , eher eigenartig und süchtigmachend als fröhlich sprechsingt der Bube, der heute in Kamerun lebt, in «Look up in the Sky». Und je länger dieser knapp 13-minütige Track dauert, desto mehr entfernt man sich als Hörer von der Erde und fliegt in Richtung Kosmos. Look up, look up!
*Benedikt Sartorius lebt als freischaffender Kulturjournalist in Bern, unterhält auf seiner Website einen Musikblog und verschickt wöchentlich den Popletter «Listen Up!». Auf Kleinstadt.ch stellt er in seiner «Plattenonkel»-Reihe einmal pro Monat neue Abenteuer in Sound vor.
Musikblog — www.benediktsartorius.ch/blog
Popletter — Listen Up!