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Pamir, Punk und Pogo-Tanz

Ans Festival mit oder besser ohne Kinder? Wir lassen uns vom Plattenonkel beraten und entdecken einen Geheimtipp für Jung-Punks.
30 Mai 2018
Bild — Yvo Casagrande

Die Festivalzeit startet, und damit eine nicht ganz unkomplizierte Saison. Die dann auch die Frage mit sich bringt: Kind(er) mitnehmen oder nicht? Ohne jetzt allzu zeigfingernd zu wirken, plädiere ich für die kinderfreie Variante. Denn klar gibts Pamire zum Schützen der Ohren, aber richtig Freude bringt das für niemanden – nicht für die Eltern, die lieber ein zwei Kühlgetränke trinken und irgendein Konzert konzentriert ansehen würden als den Nachwuchs zu unterhalten, und leider auch nicht für die Kleinen, die wohl lieber auf einem Spielplatz herumtollen möchten.

Vielleicht unterschätze ich die Kinder aber auch einfach, und sind anders als so viele Erwachsene ja auch wirklich wegen der Musik auf den Freiluftfeldern. Und sie werden idealerweise Fan von einer Band wie beispielsweise Ester Poly, die an den Festivals meiner Wahl auftreten wird. Meine Tochter jedenfalls war begeistert, als sie die Schlagzeugerin Béatrice Graf und die Bassistin Martina Berther live erleben durfte – im Rahmen der bee-flat-Familienkonzerte. Denn es war laut, es war frei, es war rebellisch, und am Schluss durften die Jung-Punks auch den Pogo-Tanz üben. Seither steht auch das Ester-Poly-Debüt im Plattenregal, das Album hat bei uns den Übernamen «Pitches», das immerzu mitskandiert wird (obwohl das «P» im Song «Slutwalk» eigentlich weicher rausgeschrien wird, aber Sie wissen schon). Und unsere Tochter ahnte da: Ja, man muss sich auf dieser Welt auch wehren – gerade als Frau – und gegen die Missstände notfalls anschreien. Und sie sah auch: Musik, selbst Rockmusik, muss nicht männlich sein.

Von dem her: Lasst die Freiluftsaison einfach beginnen, ob mit oder ohne Kinder – beispielsweise in Düdingen an der Bad Bonn Kilbi oder am B-Sides in Luzern, das am Samstag eigens ein Kinderprogramm auf die Beine gestellt hat und nicht zuletzt deshalb sehr zu empfehlen ist.

*Benedikt Sartorius lebt als freischaffender Kulturjournalist in Bern, unterhält auf seiner Website einen Musikblog und verschickt wöchentlich den (gerade für musikinteressierte Eltern in Zeitnot sehr empfehlenswerten) Popletter «Listen Up!». Auf Kleinstadt.ch stellt er in seiner «Plattenonkel»-Reihe einmal pro Monat neue Abenteuer in Sound vor. Hier alle bisherigen Tipps.

Musikblog — www.benediktsartorius.ch/blog
Popletter — Listen Up!