Wenn in der Badi kaum mehr ein Plätzchen für das Tüechli frei ist, lautet eine leider völlig unterschätzte Strategie: antizyklisches Verhalten! Gerade mit Babys, welche die Sommerhitze nicht gut vertragen, kann es extrem erfrischend sein, an einem Hitzetag ein Museum zu besuchen. Dort ist es angenehm kühl, ruhig, und ein wenig Kultur in all dem Glace- und Baditrubel schadet auch dem elterlichen Geist nicht.
An allen Samstagen im August ist der Eintritt in die Berner Museen sogar gratis. Hier kommen fünf Ausstellungstipps für Museen, die ihr vermutlich noch nicht in- und auswendig kennt. Falls ihr was anderes sucht: Die Website www.museen-bern.ch hat einen Suchfilter «für Kinder geeignet», mit dem euch besonders familienfreundliche Ausstellungen angezeigt werden.
Sie befindet sich grad unter dem Zytglogge, ist aber trotz ihrer zentralen Lage noch wenig bekannt: die Klingende Sammlung. Sie beruht auf einer international bedeutenden Instrumentensammlung, die durch eine private Stiftung gerettet und 2017 mitten in Bern neu ausgestellt wurde. In der aktuellen Ausstellung «C’est le vent qui fait la musique» können Blasinstrumente und Trommeln aus 300 Jahren bestaunt und angehört werden. Und schliesslich stehen viele Instrumente zu eigenen Spielversuchen bereit. Schon mal Alphorn gespielt? Für Kinder ein faszinierender Abstecher, grad wenn man an einem Hitzetag sowieso «in die Stadt» muss.
Klingende Sammlung
«Mooooo!» war eines der ersten (verständlichen) Wörter unseres älteren Sohnes. Wie fast alle Kinder in einem gewissen Alter war er extrem fasziniert vom Erdtrabanten. Bei vielen hält das ja ein Leben lang an. In den Berner Museen sind momentan zum 50-Jahr-Jubiläum der ersten Mondlandung mehrere Sonderschauen zum Thema zu sehen – wir freuen uns besonders auf die Mondbilder aus der grafischen Sammlung im Kunstmuseum, etwa «Moonraker» von Fischli/Weiss, aber auch das echte Mondgestein im Naturhistorischen Museum werden wir uns ansehen. Und wir hoffen auf viele Astronautenbilder im Historischen Museum, das sich «Bern auf dem Mond» widmet.
Das Zentrum Paul Klee bietet die perfekte Gelegenheit, einen Museumsbesuch mit einem Brätliausflug zu verbinden. Das Zentrum Paul Klee liegt nämlich sehr schön (lasst euch nicht von der Autobahn beirren!) vor einem wunderbaren Wald, wo es tolle Brätlistellen und sogar einen kleinen Pumptrack hat. Auf dem Weg dahin lässt sich zudem das Grab Klees auf dem Schosshaldefriedhof besuchen, gleich neben der grünen «Schnecke», einem spiralartigen Aussichtspunkt am Rande des Friedhofs. Wir werden die Gelegenheit bald nutzen und noch die Ausstellung «Ekstase» besuchen – als Eltern fehlt uns der Rauschzustand früherer Wochenenden manchmal schon ein wenig. Sofern wir nicht im Kindermuseum Creaviva hängen bleiben (auch schon passiert, siehe Bild). Definitiv einen Sommertag wert.
Zentrum Paul Klee
Jeder kennt die Kunsthalle von draussen – aber wart ihr schon mal drin? Hier wurde internationale Kunstgeschichte geschrieben – aber man kann da auch ganz unaufgeregt einen halben Nachmittag verbringen, um vor der Stadt zu fliehen und sich ein wenig kultivierter zu fühlen als zwischen Duplo und Playdoh. Kinder stören hier nicht, wissen wir aus Erfahrung; die Kunsthalle organisiert sogar spezielle Führungen für sie. Draussen wartet danach die vielleicht coolste Bar Berns, designt vom Künstlerduo Lang/Baumann, mit Drinks/Sirup in den Bäumen, und wenn die Kinder nun noch Auslauf brauchen – einfach an die Aare hinunter und entweder den hübschen Spazierweg dem Fluss entlang bis zum Bärengraben einschlagen oder grad in die andere Richtung und doch noch den neuen Aareausgang ins Marzili ausprobieren/anschauen.
Kunsthalle Bern
In den Ferien in Griechenland verkauften wir unseren Kindern quasi jede antike Stätte als «Ritterburg». Ritter, Königinnen, Prinzen – alles sehr faszinierende Themen, die bei einem Ausflug auf eines der wenig bekannten Schlösser in der Nähe als Aufhänger dienen. Das Schloss Jegenstorf ist ab Bern in 15 Minuten erreichbar, es hat ein tolles Kinderprogramm und einen weitläufigen Schlossgarten. Familien können mit Entdeckungskarte und Kompass auf eine «geheimnisvolle Schloss(zeit)reise» gehen und verborgene Koffer aufspüren, die allerlei spannende Objekte zum Erforschen, Spielen und Rätseln enthalten. Ein weiteres Highlight: die spannenden Textporträts verschiedener ehemaliger Schlossbewohnerinnen, die Einblicke in das damalige Leben als Frau vermitteln.
Schloss Jegenstorf
Achtung: Im Schloss Jegenstorf gilt die Samstags-gratis-Aktion nicht.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Museen Bern.