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Keiner zu klein, ein Künstler zu sein

10 Wege, wie schon Kleinkinder mit einfachen Mitteln künstlerisch tätig (und ruhig beschäftigt) werden können.
14 Mrz 2017
Bild — Yvo Casagrande

Kinder sind neugierig und verfügen über eine immense Fantasie. Dafür fehlt aber oft der Freiraum. Der Himmel muss blau sein, das Gras grün – schnell erfahren die Kleinen durch die Vorstellung der Erwachsenen, was richtig ist und was falsch. Das nimmt ihnen nicht nur die Freude am Gestalten, sondern lässt sie auch an sich selbst zweifeln.

Dabei ist es wichtig, dass sich Kinder künstlerisch ausdrücken können – sie lernen durch Bewegung, durch Anfassen und Spüren. Das gilt nicht erst für Schulkinder: Schon Babys lieben es, sich künstlerisch zu betätigen (auch wenn man es vielleicht nicht so bezeichnen würde). Und nicht zuletzt gibt es kaum ein besseres Beschäftigungsprogramm für die Kleinsten.

Wir haben Evelyne Brunner*, Gründerin des Offenen Kinderateliers in Bern, um zehn Tipps gebeten, mit denen Eltern ihren Kindern Anregungen und sinnliches Material zum Gestalten bieten können. Im besten Fall bescheren sie der ganzen Familie eine ruhige halbe Stunde. Einfach das Bad und die Wäsche hinterher mit einplanen!

  • Wie Sand am Meer

    Eine Kiste oder Wanne mit Quarzsand füllen (erhältlich in Do-it-Läden). Ist die Wanne sehr gross, kann das Kind mit rein, dann ists quasi ein Sandkasten, sonst kann es von aussen reingreifen und mit verschiedensten Utensilien wie Joghurtbechern, Stäben, Bürsten oder einem Küchensieb das faszinierende Rieseln erfahren. Für drinnen: Den Boden zur Sicherheit grossflächig mit Plastikfolie abdecken. Und Besen oder Staubsauger bereithalten!

  • Knete her!

    Babys stecken alles in den Mund. Knete mit problematischen Zusatzstoffen kommt für sie deshalb nicht infrage. Aber es gibt eine ungiftige, günstige Alternative: Knete aus Lebensmitteln selber machen. Ein Rezept findet sich hier. Mit Gegenständen aus der Küche wie der Knoblauchpresse oder einem Eierschneider macht es noch viel mehr Spass.

  • Der Ton macht die Musik

    Wer Knete nicht selber machen mag, besorgt sich im nächsten Töpfergeschäft etwas Ton. Er fühlt sich grossartig an, kostet wenig, hält bei guter Aufbewahrung (in ein feuchtes Tuch eingewickelt) ewig. Zudem ist er völlig natürlich, schliesslich ist es nichts anderes als Erde. Ein weiterer Vorteil gegenüber Knete: Sollte das Kind tatsächlich ein Kunstwerk hervorbringen, kann man es trocknen und sogar brennen lassen.

  • Richtig schön tafeln

    Tafelfolie (gibts im Do-it-Laden) auf einen pflegeleichten Boden kleben, Strassenkreide dazu – und fertig ist die Wandtafel fürs Kind, das für eine richtige noch zu klein ist oder vielleicht noch nicht einmal stehen kann. Ebenso eine probate Alternative zum Strassenkreidelen bei Hudelwetter.

  • Zukleistern

    Kleister anrühren und mit wasserlöslicher Farbe wie Gouache einfärben. Kleister besteht aus Stärke und ist normalerweise recht harmlos. Die schön klebrige Konsistenz der Farbe regt zum Spielen an. Drinnen: Zimmer (oder Balkon) mit Packpapier auslegen, dann kann sich das Kind mit ganzem Körpereinsatz betätigen.

  • Erbsenzähler

    Ein Hoch auf die Ideen von Maria Montessori: Trockene Lebensmittel wie z.B. Reis, Erbsen, Bohnen oder Pasta in ein Becken geben, dazu unterschiedliche Behälter zum Umschütten. Das Kind trainiert seine Feinmotorik und übt, seine Umgebung zu gestalten.

  • Legale Graffiti

    Aus einer gewöhnlichen Sprühflasche wird (für schon etwas grössere Kinder) ein tolles Malgerät: Etwas Wasser mit Gouache einfärben, das Kind in sprühresistenter Umgebung beispielsweise auf Packpapier sprühen lassen, Kamera bereithalten: Jöö! Sein erstes Graffiti!

  • Schäume sind Träume

    Das Kind beaufsichtigt mit Rasierschaum spielen lassen. Die Konsistenz ist extrem interessant. Allerdings ist auch hier die Verlockung gross, einen Schaumball in den Mund zu stecken – keine gesunde Idee. Grössere Kinder verstehen das schon besser.

  • Die Kohle stimmt

    Kohle, zum Beispiel aus dem Künstlerfachgeschäft, ist ein tolles erstes Malgerät: Färbt auch ohne grossen Druck stark. Für die geeignete Unterlage und unempfindliche Kleidung sorgen – und los.

  • Spuren hinterlassen

    Die Natur hält die besten Spielsachen bereit: Aus Steinen, Moos und Schwämmen lassen sich Stempel und Pinsel fertigen, mit denen das Kind aus Gouache-Farbe interessante Spuren hinterlassen kann. Hoffentlich nur an der vorgesehenen Stelle.

*Evelyne Brunner (32) leitet das offene Kinderatelier im Berner Weissenbühlquartier. Sie ist diplomierte Kleinkindererzieherin und verfügt über ein Certificate of Advanced Studies (CAS) zum Thema «Kulturelle Bildung im Elementarbereich».
Dieser Artikel erschien zuerst auf dem «Mamablog» des «Tages-Anzeigers».

Offenes Kinderatelier – www.kinder-atelier.ch
«Mamablog» – blog.tagesanzeiger.ch/mamablog