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Sparen für Kinder: So wirds kein Verlustgeschäft

Warum man kein Sparkonto eröffnen sollte, um für seine Kinder zu sparen: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Kooperation
23 Okt 2019
Bild — Jordan Rowland (Unsplash)

Früher war das Leben noch einfacher. Da bekam das Kindlein zur Geburt ein Konto mitsamt lustigem Kässeli – und jedes Jahr einen Batzen drauf vom Götti oder den Grosseltern. Und mit Zinsen im Bereich ganzer Zahlen wuchs das Vermögen zuverlässig dahin. Kein Wunder, greifen viele immer noch auf diese angeblich sichere und bewährte Form des Sparens zurück, wenn sie selber Kinder oder Göttikinder haben. Aber bringts das heute noch? Wir haben bei unserem Mann fürs Geld nachgefragt, Samuel Clemann von der FINA Finanzplanung AG, der sämtliche Finanzdinge so erklären kann, dass man sie auch versteht (siehe auch dieses Interview mit ihm).

Wir haben zwei Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren. Für beide haben wir bei einer Bank ein Sparkonto eröffnet und zahlen monatlich einen kleinen Betrag drauf ein. Super, oder?
(Lacht) Ich muss Sie enttäuschen, tut mir leid! Das Problem beim Jugendsparkonto ist, dass der Zins niedriger ist als die Teuerung. Das heisst, wenn Sie das Geld 20 Jahre auf dem Konto lassen, können Sie sich danach von dem Geld weniger kaufen als Sie ursprünglich einbezahlt hatten, Sie verzeichnen einen realen Verlust.

Aber das kann doch nicht so schlimm sein, da bewegen wir uns im Promillebereich, oder?
Oh nein. Der Verlust beträgt 10 bis 20 Prozent. Ich will nicht mit Zahlen um mich werfen, aber hier braucht es vielleicht ein Beispiel: Wenn Sie für Ihr Kind ab Geburt bis zum 20. Lebensjahr jeden Monat 100 Franken zur Seite legen, haben Sie bei einem Jugendsparkonto langfristig durchschnittlich 0,3 Prozent Zins, am Ende bleiben 24’731 Franken. Das ist zwar auf den ersten Blick ein schöner Gewinn. Weil aber alle Güter und Dienstleistungen in der gleichen Zeit im Schnitt pro Jahr 1,4 Prozent teurer geworden sind, haben Sie de facto Geld verloren. Sparkonten eignen sich nur fürs kurzfristige Sparen, das Geld ist darauf weniger stark gebunden und flexibler verfügbar als bei längerfristigen Investitionen.

«Sparkonten eignen sich nur fürs kurzfristige Sparen, das Geld ist darauf weniger stark gebunden und flexibler verfügbar.»

Wie soll man Geld für Kinder denn besser anlegen?
In Sachwerte. Das ist für langfristiges Sparen am besten. Das müssen nicht 100 Prozent Aktien sein. Ideal ist ein Mix aus Aktien, Rohstoffen und Immobilien. Wer mit den Schwankungen nicht leben will, kann auch fest verzinste Obligationen dazu mischen.

Rohstoffe sind aber ein problematisches Investment. Ich möchte das Geld meiner Kinder nicht in Blutgold stecken.
Sie können sich zum Beispiel eine Max-Havelaar-Goldunze kaufen. Bei diesem Fairtrade-Gold können Sie die Herkunft bis in die Mine zurückverfolgen.

Und wie mache ich das mit den Aktien und Immobilien?
Sie können bei einer Versicherung oder Bank einen Kindersparplan abschliessen. Damit erwerben Sie je nach Vorliebe Anteile an unterschiedlichen Unternehmen, Immobilien und/oder kaufen Rohstoffe.

Wie kann ich denn sichergehen, dass da nicht in ein Unternehmen investiert wird, das gegen meine Prinzipien verstösst?
Sie können beispielsweise verlangen, dass nur Titel in Ihren Fonds aufgenommen werden, die den ESG-Kriterien entsprechen, d.h. die in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung nachhaltig sind (ESG steht für environment, social, governance). Wenn Sie bei uns eine kostenlose Beratung machen, dann klären wir diese Bedürfnisse zuerst im Gespräch mit Ihnen ab und legen Ihnen dann mehrere Möglichkeiten vor. Es lohnt sich, da nicht einfach das erstbeste Angebot der Hausbank zu unterschreiben.

«Bei einem Fonds sehen Sie immerhin, was drin ist. Beim Bankkonto haben Sie null Kontrolle, was mit dem ersparten Geld passiert.»

Ich bin skeptisch gegenüber Aktieninvestments und habe ehrlich gesagt nicht mehr viel Vertrauen in die Finanzbranche. Bleibe ich da nicht doch besser beim guten alten Sparbüechli?
Bei einem Fonds sehen Sie immerhin, was drin ist. Beim Bankkonto haben Sie null Kontrolle, was mit dem ersparten Geld passiert. Und letztlich sind Sie immer auf ein Institut angewiesen, sonst müssen Sie sich das Geld unters Kopfkissen legen, und da haben Sie ein grosses Risiko und verlieren aufgrund der Teuerung immer an Wert.

Sagen wir, wir sparen 100 Franken im Monat während 20 Jahren. Wie viel würden denn bei einem Kindersparplan aus diesen 24 000 Franken?
Wird das Geld vollständig in Obligationen investiert, beträgt die Rendite im langjährigen Schnitt 3 Prozent, am Ende sind dies 32’830 Franken. Und bei Aktien sinds sogar 7 Prozent über die Jahre, das ist dann mehr als das doppelte: Am Ende bleiben 52’093 Franken.

Aber Aktien sind doch extrem unsicher!
Starke Schwankungen von plus/minus 20 Prozent sind normal, das stimmt. Über 20 Jahre gesehen ist jedoch das Verlustrisiko praktisch auszuschliessen. Das liegt daran, dass die Bevölkerung und die Wirtschaft insgesamt wachsen. Bezüglich des Risikos eines Totalverlustes sind Aktienfonds sogar deutlich sicherer als ein Bankkonto. Beim Fonds investieren Sie in über 100 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Ein Totalverlust ist mit einem breit gestreuten Aktienportfolio also unmöglich, es sei denn, die ganze Welt geht unter. Beim Sparkonto setzt man hingegen alles auf ein einziges Institut, und dass dieses Konkurs macht, ist nicht auszuschliessen.

«Bezüglich des Risiko eines Totalverlustes sind Aktienfonds deutlich sicherer als ein Bankkonto.»

Beim Sparkonto sind doch aber Guthaben bis 100 000 Franken gesetzlich gesichert?
Diese Einlagensicherung reduziert zwar das Risiko, ist jedoch auf nur 6 Milliarden Franken begrenzt, einem Bruchteil aller Kontoeinlagen. Sie hat vor allem die vertrauenssuggerierende Absicht, Bank-runs zu vermeiden, die in der Vergangenheit viel häufiger vorkamen. In der Schweiz wird zu oft vergessen, dass Banken – wie jedes andere Unternehmen auch – zahlungsunfähig werden können. Deshalb ist beim langfristigen Sparen die Diversifikation oberstes Gebot.

Rentiert es überhaupt zu sparen, wenn die Kinder so klein sind? Wir sind momentan eh pleite, weil sich unsere Ausgaben mit Kita etc. erhöht haben und das Arbeitspensum/Einkommen gleichzeitig verringert. Da haben wir gerade andere Prioritäten als Sparen …
In solchen Fällen würde ich als Berater die Priorität auf die Eltern legen. Bei Teilzeit arbeitenden Personen ist häufig die Altersvorsorge schlecht geregelt. Wenn wir pensioniert werden mit etwa 65, leben die Glücklichen von uns ja noch um die 20 Jahre, das kann ja nicht sein, dass dann die Kinder ein Vermögen haben und die Eltern finanziell schlecht dastehen. Deshalb schaue ich auch immer die Absicherung der Eltern an und empfehle gegebenenfalls eine Kombination aus Vorsorge für die Eltern und Sparen fürs Kind. Das Ganze liesse ich auf den Namen der Eltern laufen, sodass diese darauf Zugriff haben bei Bedarf.

«Es kann nicht sein, dass die Kinder ein Vermögen haben und die Eltern finanziell schlecht dastehen.»

Muss man denn sparen, wenn das Budget eh schon knapp ist?
Man muss nichts. Aber wenn man auch schon 50 Franken im Monat abzwacken kann, dann lohnt sich das langfristig sehr, der Zinseszinseffekt tut das Seinige dazu.

Warum haben so viele Leute (inklusive mir) keine Ahnung vom Anlegen? Warum ist das Finanzwissen in unserer Gesellschaft nicht stärker verbreitet?
Finanzkompetenz scheint mir schon in der Schule keine Priorität zu haben. Viele beschäftigen sich auch nicht gern mit dem Thema Geld, es ist immer noch ein Tabu. Dabei leben wir nun mal in dieser kapitalistischen Gesellschaft und sollten uns darin auch sicher bewegen können.

«Ich habe zwei Jungs im Alter von 14 und 16 Jahren, die erstaunlicherweise überhaupt keine materiellen Wünsche zu haben scheinen.»

Sie haben selber zwei Kinder, wie haben Sie das Thema mit ihnen behandelt?
Ich habe zwei Jungs im Alter von 14 und 16 Jahren, die erstaunlicherweise überhaupt keine materiellen Wünsche zu haben scheinen. Ihre Grossmutter hat beiden als sie klein waren 5000 Franken geschenkt, ich habe das Geld für sie in Aktienfonds angelegt. Sie verfolgen nun, wie sich das entwickelt. In der Finanzkrise 2008 ging der Wert auf 3500 Franken herunter, heute steht er auf fast 9000 Franken, diese Entwicklungen haben sie mitgekriegt, das war sicher lehrreich. Aber man muss nicht ausschliesslich auf Aktien setzen. Viele unserer Kunden bevorzugen für Kindesparpläne eine Mischung aus festverzinslichen Anlagen und Aktien.

Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit der FINA Finanzplanung AG.

Kostenlose Beratung für Familien

Die FINA Finanzplanung AG bietet an ihren Standorten in Köniz und Thun kostenlose Erstberatungen zum Thema Sparen für Kinder an. Einfach unter Tel. 031 970 38 80 oder Mail beratung@fina.ch einen Termin vereinbaren und diesen Artikel erwähnen. Alles unverbindlich, es gibt keinerlei Kauf-/Vertragszwang. Bei der FINA arbeiten unabhängige Finanzberater, die nicht vertraglich an einen Versicherer oder eine Bank gebunden sind, sondern alle Angebote auf dem Markt im Auge behalten.

Samuel Clemann

Der Finanzplaner und Betriebswirtschafter ist verheiratet und Vater zweier Kinder im Teenager-Alter. Er war zwölf Jahre als Manager in einem grossen Finanzdienstleistungskonzern tätig, bevor er zusammen mit seiner Frau und ein paar erfahrenen Beratern aus der Branche die FINA Finanzplanung AG gründete.