Sich bewusst Zeit nehmen für einander, reden, die Bindung pflegen. Im stressigen Familienalltag einfacher gesagt als getan. Doch manchmal braucht es nicht viel, um dem Kind zu zeigen: Die Verbindung zu dir ist mir wichtig, ich möchte etwas dafür tun. Interesse aneinander und Zeit füreinander sind die wichtigsten Voraussetzungen.
Ein lose Sammlung an Ideen aus den Kleinstadt-Familien:
Smalltalk à deux. Sind wir mal alleine unterwegs, will mein Sohn reden. Seit ich gemerkt habe, dass es nicht immer zwei volle Stunden Solo-Zeit sein muss pro Kind, nutze ich bewusst auch kurze Momente alleine. Zwei Minuten Weg zum Bus oder gemächliches Tempo zur Badi zu zweit: Abwechselnd fragt einer von uns: «Wöi mir chli schwätze?» Meist reden wir belangloses Zeug, manchmal kommt etwas Ernstes. Der Inhalt ist sekundär, die Zeit zu zweit ist wichtiger. (Florina)
Der goldene Moment vor dem Einschlafen: Abends bin ich meistens müde und dünnhäutig. Oft ist es aber genau dann, wenn die Kinder noch etwas von ihrem Tag teilen, eine Angst hochkommt oder sich ein Thema endlich offenbart. Deshalb versuche ich mich da zusammenzureissen und dann besonders liebevoll zu reagieren. (Zudem sind die Momente vor dem Einschlafen auch laut Schlafforschung super wichtig.) (Sarah)
Erzählen statt Ausfragen: Manchmal höre ich Eltern klagen, dass ihre Kinder nichts oder nur einsilbig aus ihrem Alltag berichten. Und es gibt auch zahllose Insta-Posts, die Tipps geben, welche Fragen man einem Kind zu seinem Tag stellen kann. Ich mache das anders: Statt viel zu fragen, erzähle ich selber aus meinem Alltag. Wer mich genervt hat, was mich gefreut hat, was mich beschäftigte. Ganz nach dem Motto von Pestalozzi: «Erziehung ist Vorbild und Liebe – sonst nichts.» (Sarah)
Kochen I: Zwei sind am Legöle, der dritte hat sich minim verkracht und steht freiwillig mit mir an den Herd. Oft die besten Momente, um schöne Zweier-Zeit zu verbringen. (Florina)
Kochen II: Ich habe mit unseren Kids «The Baking Squad» auf Netflix geschaut. Unsere erste gemeinsame Serie! ❤ (Sarah)
Run, Baby, run. Ich gehe gerne joggen. Seit meine Tochter am Grand Prix spontan nach der Bärenrunde noch mit mir durch die Altstadt gerannt ist, möchte ich gerne regelmässige Jogging-Runden mit ihr machen. Ich stelle mir vor, wie wir unser gemeinsames Hobby nutzen, um uns durch schwierige Teenagerzeiten zu bringen. Kein Problem zu happig für eine kleine Elfenaurunde. Als Ritual dazu der jährliche Grand Prix mit Mutter und Tochter schwitzend in der Altstadt. Bisher haben wir es einmal geschafft. Bleibt noch Zeit und Luft nach oben, bis die Pubertät dann so richtig hart einfährt. Hoffe ich. (Florina)
Vertiefen: Das Thema «Bindung aufbauen oder vertiefen» ist oftmals ein Thema in Elternliteratur. Uns gefallen die Ansätze von Nicola Schmidt, die Familien als Bindungssystem, anstelle eines Machtsystems versteht. Oder Nora Imlau, die immer auch die eigenen Bedürfnisse ins Zentrum stellt und sich gegen das stete Unterordnen eigener Wünsche dem Kind gegenüber stellt. Schön auch für Kinder und Eltern: Die Podcasts von «Mira und das fliegende Haus» mit liebevollen Folgen zum Einordnen von Gefühlen, dem Anderssein in der Gesellschaft und einem respektvollen Miteinander.