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Ab in den Wald

Social Distancing ist hier einiges einfacher als auf dem Spielplatz. Ein Plädoyer für Ausflüge in den Wald.
18 Mrz 2020
Bild — Yvo Casagrande

Aktuell arbeiten wir aufgrund der Schulschliessungen reduziert. Dieser Artikel ist im Mai 2017 erstmals erschienen.

Wie schon im Teil 1 dieser Serie erwähnt, versuche ich immer wieder, meinen Kindern im Wald Naturerlebnisse fernab von den Tartanböden der Stadt zu ermöglichen. Mit teilweise durchzogenem Erfolg. Während der ältere Sohn im Wald in seinem Element ist und klettert, sammelt, beobachtet oder sonstwie beschäftigt ist, sind die jüngeren bisher mit dem Wald nicht warm geworden. Vielleicht liegt es am Alter, vielleicht ist es eine Persönlichkeitsfrage oder es liegt daran, dass ich selber auch nicht gerade ein Outdoor-Profi bin. Alexandra Mollet von der Regionalgruppe Wabern des Vereins «dusse verusse» ist Waldpädagogin und leitet eine Waldspielgruppe sowie Waldtage für etwas ältere Kinder. «Am besten gibt man den Kindern einfach Raum, um im Wald anzukommen. Meist finden sie schnell in ein Spiel, das ihren Bedürfnissen entspricht. Gewisse Kinder brauchen aber eine Art Wegweiser, damit sie den Einstieg finden.» Für solche Kinder greift Alexandra Mollet auf ein reiches Repertoire an Spielideen zurück, welches sie hier mit uns teilt.

Alle Jahreszeiten

  • Feuer machen ist immer ein Hit. Wenn es im Wald  feucht ist, nimmt man jeweils von zuhause ein paar trockene Scheite mit.
  • Kleine Tierchen suchen und anhand eines Bestimmungsbuchs herausfinden, worum es sich handelt. Zum Beobachten kann man sie vorsichtig in ein Pfännli geben und mit der Lupe anschauen.
  • Zwergenhäuschen bauen. Ein paar Äste an einen Baum lehnen, mit Rindenstücken decken, et voilà. Als Bewohner zieht gerne der Tannenfritz ein: Ein Tannenzapfen wird mit zwei Stecklein als Armen ausgerüstet, einem Hut versehen und schon haben die Kinder einen neuen Spielgefährten.
  • Verkäuferlen. Die Kinder auf einem Baumstamm ein Lädeli eröffnen lassen. Meister in der Umdeutung von Gegenständen, machen sie aus dem Tannzapfen eine Gurke, aus den langen Nadeln Spaghetti und aus Blättern Schweinsplätzchen.

Frühling/Sommer

  • Ess- und Trinkbares herstellen: Brennessel-Chips frittieren (kleine Blätter sammeln, im Öl braten, salzen), Holunderblüten sammeln und daraus Chüechli, Tee oder Sirup herstellen. Einen Hexentrunk brauen: Dazu Waldmeister heiss aufgiessen und mit Süssmost mischen (wer Angst hat vor dem Fuchsbandwurm: Hier gibt es einige Tipps zum Thema), Buchnüssli in einer alten Metallpfanne auf dem Feuer rösten
  • Choslen. Wer einen Waldabschnitt mit Bach oder Teich findet, hat schon gewonnen, denn rund ums Wasser brauchen die wenigsten Kids Anleitung.
  • Auf einem moosigen Sück Kressesamen säen, die Stelle nach einer Woche wieder besuchen und im Idealfall ernten.

Herbst

  • Blätter sammeln. Im grossen Stil: anhäufen und reinspringen; im kleineren Rahmen: nach Hause bringen, pressen und in ein Notizheft einkleben oder damit basteln.
  • Aus Blättern eine Spur legen, Kinder in der Rolle ihres Lieblingsfahrzeugs darauf rumfahren lassen.
  • Stecken-Bahnen bauen und eine Orange darüberrollen.

Winter

  • Die oben erwähnte Orange über Schneebahnen rollen lassen.
  • Schneekugeln formen, einen Hang suchen und go!
  • Glace mitnehmen und mit auf dem Feuer erwärmten Beeren essen. Wenn es wirklich kalt ist, wird die Glace den Transportweg bis zum Wald problemlos überstehen.

Und noch zwei Tipps von Alexandra Mollet: Sucht mit euren Kindern regelmässig den gleichen Ort im Wald auf – an einer schon bekannten Stelle fällt es vielen Kindern leichter, in ein Spiel einzutauchen. Und: Zieht euch gut an! Während für die Kinder meistens ein passendes Tenue vorhanden ist, scheitert der Spass oft an der Ausrüstung der Eltern. Wasserfeste Hosen und warme Schuhe erhöhen den Spass immens. Ich selber habe viel  zu lange gebraucht, das zu realisieren…

Und was spielen eure Kinder gerne im Wald?

Dies war der dritte Teil unserer vierteiligen Serie zum Thema Naturerlebnisse. Alle vier Beiträge, die euch dazu inspirieren können, eurem Kind auch in der Stadt die Natur näherzubringen, findet ihr hier.

Dusse Verusse bietet Naturspielgruppen und Kurse an verschiedenen Standorten in der Deutschschweiz an. www.dusse-verusse.ch