(Artikel aktualisiert im November 2023)
Bald ist es soweit: Der Dezember steht an und damit die Adventskalenderzeit. Wir haben es in unserer eigenen Kindheit geliebt, dieses winterliche Ritual, das die aus Kindersicht unendliche Zeitspanne bis Weihnachten etwas verkürzt. Unterdessen deckt die Kalenderindustrie wohl fast jede Nische ab: Vom Lego- bis zum Harry-Potter-Backkalender gibt es ja alles. Wer es etwas persönlicher mag, probiert vielleicht den Klassiker mit den täglichen kleinen Geschenken aus. Selber haben wir damit keine Erfahrung, da wir jeweils an der Frage scheiterten, welche 24 Sachen pro Kind wir denn sinnvollerweise noch vor Weihnachten verschenken (und insbesondere bereits am 1. Dezember hübsch verpackt bereit halten) könnten.
In den vergangenen Jahren setzten wir darum auf die traditionellen Bilder-Adventskalender oder suchten nach Alternativen. Dieser hier hat zweimal bestens geklappt (weil er auch für – ehm – eher kurzfristig organisierte Eltern einigermassen machbar ist). Was es sonst noch für Möglichkeiten gibt, hat unser Team von freien Autorinnen zusammengestellt.
Was: Jeden Tag ein Stück einer Geschichte erzählen, live oder elektronisch
Kosten: $ bis $$
Zeitaufwand: gering (insbesondere wenn der Kalender die Gutenachtgeschichte ersetzt)
Die erste Whatsapp-Nachricht kam am 30. November. «Jeden Tag ein Stückchen von Frudi Froschs abenteuerlicher Weihnachtsgeschichte» versprach eine Freundin im eigens dafür eröffneten Gruppenchat. Ich war gerührt und gespannt: Funktioniert Advent auch in digital? Am 1. Dezember dann folgte das erste Kapitel des Hörbuchs vom kleinen Frosch, der keinen Winterschlaf machen wollte. Über die Tage wurde das gemeinsame Weiterhören zum vorfreudig erwarteten Abendritual; wir kuschelten uns alle zusammen ins grosse Bett und begleiteten den Winterfrosch durch die Adventstage. Wir sausten mit ihm den Eisfall hinunter, erkundeten die Kristallhöhle und führten Frudi schliesslich doch noch zurück in den Winterschlaf. Später wurde mir klar, dass Frudi und seine Freunde in Schweizer Schulen längst Legenden sind und dass es auch andere Geschichtenkalender gibt, z.B. von Petterson und Findus oder von den Stadthauskindern (mit hübsch gedruckten Karten zum Vorlesen) oder dieser kostenlose WhatsApp-Kalender von Sascha J. Dorn. Alternativ erfindet man den Geschichtenkalender selbst: Täglich 1/24 der Lieblingsgeschichte vorlesen, per Audionachricht versenden oder, falls ein Kind mit Toniebox beschenkt werden soll, per App und Live-Funktion direkt auf die Box schicken. (Catherine Bauer)
Was: Der Ruck-Zuck-Kalender: Socken mit Rätseln oder Süssigkeiten füllen
Kosten: $
Zeitaufwand: gering bis mittel
Ich weiss nicht genau, wie das passieren konnte, aber meine Kinder haben unsagbar viele Socken! Nicht alle davon sind in einem top Zustand und, da sich meine Kinder seit jeher weigern, zwei gleiche Socken anzuziehen, liegen sie kreuz und quer in der Sockenschublade. Ein herrlicher Fundus für meine Recycling-Adventskalender-Idee! Man hänge eine Schnur auf und befestige für jeden Tag im Advent eine Socke mit einer Wäscheklammer daran. Die Socken können nun nach Lust und Laune gefüllt werden. Ich habe sie mit Rätseln gefüllt. Jeden Tag galt es ein Bilder- oder Texträtsel zu lösen, jeden dritten Tag gab’s noch eine Süssigkeit dazu. (Anja Vatter)
Was: Kinder verkleiden, den Partner/die Partnerin rätseln lassen, wer das sein soll
Kosten: $
Zeitaufwand: hoch
Ich gebe es zu: Ich bin ein Adventskalender-Nerd. Jedes Jahr versuche ich eine noch famosere Idee für einen Kalender umzusetzen, wobei der herausforderndste Beschenkte mein Partner ist. Das Pulver verschoss ich 2019. Einen genialeren Kalender habe ich nie gemacht und werde ich nie wieder machen – dank meines begeisterungsfähigen Sohnes! Ich habe mir ikonische Prominente gesucht, die durch wenige, distinkte Merkmale sofort zu erkennen sind. Mein Sohn liess sich entsprechend als Pablo Picasso, Karl Lagerfeld oder Frida Kahlo schminken, drapieren und verkleiden und so öffnete sein Papa jeden Tag ein Couvert mit einem Foto seines als Promi verkleideten Sohnes und sollte raten, wen das Foto zeigt. Das hat nicht nur Spass gemacht, unser Sohn hat auch so einiges über einflussreiche Menschen der Zeitgeschichte gelernt. (Anja Vatter)
Was: Adventsgeschichte mit Mitmachfaktor selber schreiben
Kosten: gratis
Zeitaufwand: je nach Schreibaffinität mittel bis hoch
Letztes Jahr war mein grosser Sohn (9) totaler Fan von verwunschenen Fantasy-Geschichten. Daran habe ich mit meinem Adventskalender angeknüpft. Und gleichzeitig an eine aufregende Erinnerung aus meiner eigenen Kindheit: Kennt ihr noch diese «Weiter bei…»-Bücher, wo man als Leserin mitentscheiden konnte, wie die Geschichte weitergeht? Also quasi die frühe Print-Form von dem, was jetzt bei Netflix mit interaktiven Serien und Filmen als heisser Scheiss angeboten wird?
Und genau das habe ich für den Advent umgesetzt. Ich schrieb eine Geschichte. Jeden Tag ein Kapitel. Und am Ende eines jeden Kapitels stand der Protagonist vor einer Entscheidung – welchen Weg soll er einschlagen? Welche Waffe wählen? Mit welchem Reittier sein Abenteuer weiterführen? Die Herausforderung, ganz klar: Ich brauchte jeden Tag Zeit zum Schreiben. Aber der Spass, auch ganz klar: Ich durfte jeden Tag schreiben. Mein Tipp, wenn ihr Lust auf sowas habt: Denkt euch erst die Gesamtstory aus, macht euch einen kleinen Zeitplan, damit der Schluss der Geschichte früh genug eingeleitet wird und lasst euch dazwischen von eurer Phantasie (und der eures Kindes) lenken. Es lohnt sich! (Anja Vatter)
Was: Ein Geschenk pro Advent, also 4 Geschenke, jeweils am Sonntag
Kosten: $ bis $$
Zeitaufwand: gering
Ganz vorenthalten wollten wir den Kindern die Countdown-Geschenke im Advent dann doch nicht, waren wir doch selber als Kinder sehr neidisch auf andere, die das hatten. Aber bei 24 Geschenken befürchteten wir, am Ende sehr viel unbrauchbaren Schrott verpacken zu müssen, weil uns spätestens nach Geschenk 10 die nützlichen und zugleich bei Kindern beliebten Ideen ausgehen würden. Wir entschieden uns deshalb für eine Light-Version des Päcklikalenders: 4 Geschenke gibts bei uns, an jedem Advent eines, und das darf dann dafür auch was sein, woran die Kinder wirklich Freude haben. Immer dazu gehören Socken mit der aktuell beliebtesten Marketingfigur (derzeit Ninjago), aber auch Badesachen oder ein kleines Legoset. Wir haben so trotzdem schon etwas Päcklispass – und sparen uns gefühlt 20 Plastiksachen aus dem Tiger-of-Sweden-Shop. PS: Einen passenden Wandbehang für 4 Geschenke kann man entweder kaufen (z.B. sehr schön von Ferm) oder günstiger und vermutlich (?) leicht selber nähen. (Sarah Pfäffli)
Was: Der Kalender zum Teilen – für die ganze Familie
Kosten: $$ bis $$$
Zeitaufwand: mittel
Unser Familien-Adventskalender ist eine Mischform aus traditionellen Päckli und Familienerlebnissen. Jedes unserer vier Kinder erhält viermal ein Päckli für sich allein. Manchmal gibt es ein Päckli für die ganze Familie oder etwas für zwei Kinder zusammen. Auch Papi und Mami können mal vorkommen. An den restlichen Tagen gibt es Gutscheine z.B. für: ein Familien-Zvieri in einer feinen Konditorei, eine DVD auswählen in der Bibliothek mit anschliessendem Filmabend oder den Besuch eines Weihnachtsmarkts. Dabei wählen wir jeweils Sachen aus, die nicht sowieso zu unseren vorweihnächtlichen Ritualen gehören. Güetzi backen, Kerzenziehen und Basteln fallen bei uns also weg. Unsere Kinder freuen sich jeweils riesig auf den Adventskalender und vermissen nichts! (Milena Salzmann)